Projektlaufzeit: 1. Oktober 2021 bis 31. Dezember 2024

Die Verfolgung extremistischer Gewalttaten kann dann, wenn sie sich auf Minderheiten in einer Mehrheitsgesellschaft fokussiert, zu nicht-intendierten rassistischen Effekten führen und dazu beitragen, dass sich Stereotype bilden oder verfestigen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn generalisierende Charakteristika wie Ethnizität, Sprache, Hautfarbe, Religion usw. als „Marker“ für die Identifikation von Extremisten genutzt und medial verstärkt werden, die auch auf die nicht-extremistischen Mitglieder einer Gemeinschaft zutreffen. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Verdachtsgemeinschaften“ (suspect communities), die dazu beitragen können, dass Menschen, die sich „unter Verdacht gestellt“ fühlen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder sogar mit Extremisten solidarisieren.
Solche, den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdenden Mechanismen sind vor allem in Großbritannien identifiziert worden. In den 1970 und 80er Jahren waren es die Iren und Irinnen, die im Zuge der Prevention of Terrorism Acts stigmatisiert wurden; nach den Anschlägen von 2005 war es die Gruppe der Muslime und Musliminnen, die sich zunehmend kollektiv unter Extremismusverdacht gestellt sah. Das Teilprojekt untersucht, ob es auch in Deutschland zu „Verdachtsgemeinschaften“ gekommen ist. Wenn ja, ist die Frage, wie genau die Kausalmechanismen verlaufen und sich der Prozess verhindern lässt. Wenn nein, ist die Frage, wie in Deutschland die Bildung von Verdachtsgemeinschaften verhindert werden konnte und welche Lehren daraus für die Vermeidung rassistischer Effekte auch in anderen Institutionen gezogen werden können.
Untersucht werden staatliche und nicht-staatliche Institutionen der Extremismusbekämpfung und die Wirkung ihrer Arbeit auf Minderheitsgruppen. Dabei sollen zum einen die Maßnahmen und Praktiken der Institutionen anhand von Policy-Dokumenten und Interviews, zum anderen die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Gruppen selber anhand von Fokusgruppengesprächen erhoben werden. Das Teilprojekt trägt zum Gesamtvorhaben bei, indem es Erkenntnisse darüber liefert, wie in Institutionen nicht-intendierte rassistische Effekte entstehen können und wie sie sich verhindern lassen. Am Ende soll eine Handreichung für die Praxis stehen, die auf der Grundlage von best practices Empfehlungen für eine rassismussensible Extremismusbekämpfung und Radikalisierungsprävention enthält.

Projektleiter: Prof. Dr. Christopher Daase | Profil

Das Projekt ist Teil des Forschungsbereich A: Dynamisierungen der Wissens- und Diskursproduktion zu Rassismus der Studie "Rassismus als Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kontext ausgewählter gesellschaftlich-institutioneller Bereiche" des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt und wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

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Moderation: Christopher Daase (Forschungszentrum TraCe) und Rebecca Caroline Schmidt (Clusterinitiative ConTrust, Normative Orders)
Dialogpanel im Rahmen der TraCe-Jahreskonferenz „Language(s) of Violence“

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Prof. Dr. Christoph Menke (Goethe-Universität, Normative Orders) im Gespräch mit Cord Riechelmann (Autor)
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