Workshop "Normative Ordnungen in der Spannung zwischen Partikularität und Universalität"
Die akademische Arbeitsteilung hat mit ihrer Ausdifferenzierung das Problem der Koexistenz von universalen und partikularen Geltungsansprüchen scheinbar disziplinär gelöst: die historischen und empirischen Wissenschaften beschäftigen sich mit dem Besonderen und dem Konkreten, sie können deswegen nur partikulare Geltungsansprüche erheben; die theoretischen und abstrakten Wissenschaften haben das Allgemeine in Form von Begriffen, Ideen, Theorien oder Systemen zum Gegenstand, mittels derer sie mehr oder weniger gut begründet universelle Geltungsansprüche erheben. Innerhalb des interdisziplinär ausgerichteten Clusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ geraten somit gerade die Geschichtswissenschaften und die Ethnologie mit dem universellen Geltungsanspruch von „Normen“ und „ normativen Ordnungen“ in methodische Schwierigkeiten. Der Historisierung und Partikularisierung durch die sich auf empirische Methoden und Methoden der Quellenkritik beziehenden Wissenschaften entzieht sich zunächst der universelle Gehalt von Normen sowie sich Ordnungen im Datenmaterial nur als Konstruktionen behaupten lassen.
Dieser interdisziplinären Unterscheidung fügt sich eine innerdisziplinäre Schwierigkeit hinzu: Im wissenschaftlichen Objekt selbst wiederholt sich die Spannung von Partikularität und Universalität. Historische und ethnographische Quellen weisen Bezüge zu universellen Geltungsansprüchen von Normen und normativen Ordnungen auf, so dass die Unterscheidung von partikularem und universellem Geltungsanspruch von Historikern und Ethnologen zumindest nachvollziehend getroffen werden muss. Die Verortung der normativen Ordnungen in Raum und Zeit, d.h. die Fokussierung der Herausbildung von normativen Ordnungen, ist dabei nur eine und zudem eine begrenzte Möglichkeit, um die Spannung zwischen partikularen und universellen Geltungsansprüchen zu überbrücken.
Innerhalb des Forschungsfeldes 2, „Geschichtlichkeit normativer Ordnungen“, sind die Disziplinen Geschichtswissenschaft, Ethnologie und Philosophie vereinigt. In einem dezidiert interdisziplinär ausgerichteten Workshop wollen wir versuchen, anhand unserer Forschungsprojekte die inter- und innerdisziplinäre Spannung von Partikularität und Universalität begrifflich und methodisch in Bezug auf die Projekte produktiv zu erfassen.
Die Vorträge werden in vier interdisziplinär strukturierten Panels präsentiert:
III. Religion und politische Argumentation
IV. Menschenrechte zwischen universaler Geltung und historischer Partikularität