Barrio-Geister, Wandbilder und Doo Wop: Agnès Varda und Thom Andersens Lektionen für eine Lektüre der Stadt Los Angeles
Lecture & Film: „Selbstporträts von Anderen: Das Universum von Agnès Varda“
02. Juni 2016, 20 Uhr
Als Reyner Banham 1972 am Flughafen von Los Angeles ankam, um mit einer Filmcrew an einer Fortsetzung seiner Radio-Dokumentation über die Stadt zu arbeiten, stieg er als erstes in ein Auto. Agnès Varda
hingegen erkundet die Straße von Los Angeles zu Fuß, wie auch der Filmemacher Thom Andersen. Nur so kann man die Stadt ihrer Ansicht nach verstehen. „Get out of the car“, fordert uns die Stimme des Rhythm’n’Blues-Musikers Richard Berry am Anfang von Andersens gleichnamigem Film auf. Und so begibt sich Andersen zu Fuß auf eine Suche, die ihn zu den Zeichen führt, die „wir sind hier“ sagen und die von den zahlreichen neu (und nicht so neu) angekommenen Immigranten in der weitläufi gen Stadt hinterlassen werden und zugleich an den Verlust der historischen Orte erinnern, an denen frühere Generationen multi-ethnischer Gemeinschaften zusammenlebten. In Vardas Mur murs (1981) wiederum steigen wir aus dem Auto aus, um einzutauchen in die „immersive Traumlandschaft“ der Tausenden von Wandgemälden in der Stadt, wie der kalifornische Künstler Terry Schoonhoven sie genannt hat.
Beide Filme zeigen uns ein Porträt von Los Angeles von der Straße aus und verwickeln uns in die visuelle und klangliche Vielgestalt der Stadt. Den Faden von Mur murs wieder aufgreifend, hat Varda ihre Eindrücke der Stadt 2014 auch in einer skulpturalen Raum installation für das Los Angeles County Museum of Art weiter bearbeitet.
Rita Gonzalez ist Kuratorin für zeitgenössischen Kunst am Los Angeles County Museum of Art (LACMA), wo sie unter anderem für die Ausstellungen „Phantom Sightings: Art After the Chicano Movement“, „Asco: Elite of the Obscure“ (Teil des Pacifi c Standard Time Festival des Getty Museums im Jahr 2011), „Lost Line: Contemporary Art from the Collection“ und „Agnes Varda in Californialand” verantwortlich zeichnete. Kernstück der Ausstellung war eine Installation, die von Vardas Zeit in Los Angeles in den späten 1960er Jahren und einer Reihe ihrer photographischen Arbeiten inspiriert war. Gonzalez hat überdies eine Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt, und ihre Kooperation mit dem Filmemacher Jesse Lerner, Mexperimental Cinema, mündete in die erste Überblicksdarstellung des Experimentalfi lm- und Videoschaffens aus Mexiko, die von einer Reihe von internationalen Museen übernommen wurde.
Vortrag in englischer Sprache
Filmprogramm:
Get Out of the Car, USA 2010, R: Thom Andersen, 34 Min.
Murs Murs, F/USA 1981, 81 Min.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41, Frankfurt am Main
Eintritt frei. Platzzahl beschränkt. Kartenreservierungen empfohlen unter 069 961 220-220.
Audio:
Bildergalerie:
Veranstalter:
Eine Veranstaltungsreihe der Goethe-Universität (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft) und des Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ im Rahmen der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA). In Kooperation mit dem Masterstudiengang „Curatorial Studies“, dem Institut Français pour l’Histoire en Allemagne und der Filmwissenschaft/Mediendramaturgie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Zum Programm: Hier...