Salafismus und Jihadismus. Der Traum vom Gottesstaat im 21. Jh.
Konferenz
28. November 2014
Die Salafismus genannte Form des radikalen politischen Islams hat sich in Deutschland wie in vielen anderen Ländern zu einer virulenten Jugendbewegung entwickelt. Die Ursachen dafür wurden von Wissenschaftlern und Politkern bislang vorrangig in den Defiziten der Einwanderungsgesellschaft ausgemacht, in der mangelnden Anerkennung der Postmigranten, ihren Diskriminierungserfahrungen und vergleichsweise schlechten Bildungsabschlüssen. Dieses Szenario erklärt allerdings weder die hohe Anzahl an Konvertiten innerhalb der salafistischen Bewegung noch den Umstand, dass auch Jugendliche aus privilegierten Familien in ihren Reihen aktiv sind. Die Reduzierung auf endogene Faktoren berücksichtigt außerdem nicht, dass Salafismus in seiner militanten Variante, dem Jihadismus, ein globales Phänomen darstellt, das in fast allen sunnitisch geprägten Ländern zu einem ernsten gesellschaftlichen Problem geworden ist. Die Ursachen sind so verschieden wie ökonomische, soziale und politische Probleme in unterschiedlichen Teilen der Welt nur sein können, die Kultur, das politische Programm und die Aktionsformen von Salafisten gleichen sich jedoch weltweit. Salafismus ist eine transnationale Bewegung, ein utopisches Gegenmodell zu real existierenden Gesellschaftsformen und bietet seinen Anhängern „Heimat“ in einer unübersichtlichen Welt.Er zeichnet sich durch eine rigide Geschlechterordnung aus, die überraschenderweise auch für Frauen attraktiv ist, durch ein strenges Regelsystem, dem der Einzelne sich zu unterwerfen hat, sowie durch die Gleichzeitigkeit von Autoritarismus und anarchischen Freiräumen. Für junge Männer bietet er in seiner Variante des Jihadismus eine Spielwiese des Heroischen, die seltsam anachronistisch wirkt.
Salafisten und Jihadisten grenzen sich von traditionellen islamischen Organisationen ab, sind aber dennoch auf die Akzeptanz oder zumindest die stillschweigende Duldung konservativer Muslime angewiesen. Für viele sind sie die „jungen Wilden“ der Ummah, denen man zwar ambivalent, nicht aber ohne Verständnis gegenübersteht.
Im Rahmen der Konferenz sollen Hintergründe und Konsequenzen des salafistischen Aufbruchs erörtert sowie Präventionsmaßnahmen und DeRadikalisierungsprogramme im Hinblick auf ihre Effekte diskutiert werden.
Historisches Museum Frankfurt
Lepolid Sonnemann-Saal
Fahrtor 2 (Römerberg)
60311 Frankfurt am Main
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
Die Veranstaltung ist kostenfrei
Anmeldung bis zum 24. Nov. bei Oliver Bertrand
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen", Goethe-Universität Frankfurt am Main
Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt
Tel.: 069-798-33062, Fax: 069-798-33077
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Programmflyer: Hier...
Programm:
10.00 Uhr Begrüßung durch:
Prof. Dr. Susanne Schröter, Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Professur für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen
Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen”
Prof. Dr. Bekim Agai, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam Professor für Kultur und Gesellschaft des Islam in Geschichte und Gegenwart
10.30 Uhr „Homegrown-Terrorismus in England und syrische Auslandskämpfer“
Prof. Dr. Peter Neumann, Director of the International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR), Security Studies at the Department of War Studies, King’s College London
11.15 Uhr Diskussion
11.30 Uhr „Transnationale Jihadbewegungen im Irak. Wie etablierte sich der Islamische Staat (IS )?“
Dr. Andreas Armborst, Zentrum für Sicherheit und Gesellschaft, Institut für Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
12.15 Uhr Diskussion
12.30 Uhr „Die jungen Wilden der Ummah. Heroische Geschlechterkonstruktionen im Jihadismus”
Prof. Dr. Susanne Schröter, Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“, Institut für Ethnologie, Goethe-Universität Frankfurt
13.15 Uhr Diskussion
13.30 Uhr Mittagspause, kleiner Imbiss und Getränke im Foyer
14.15 Uhr „Die neuen Feinde der Demokratie. Jihadistischer Salafismus als Jugendkultur“
Dr. Marwan Abou-Taam, LKA Rheinland-Pfalz
15.00 Uhr Diskussion
15.15 Uhr „Psychologische Aspekte des religiösen Radikalismus“
Dipl. Psychologe Ahmed Mansour, Mitarbeiter bei der Beratungsstelle HAYAT, Programmdirektor bei der European Foundation for Democracy
16.30 Diskussion
16.45 Kaffeepause, Getränke und Kuchen im Foyer
17.00 „Die sozialen Grundlagen des Jihads: Boko Haram, al-Shabab und Nordmali im Vergleich.“
Prof. Dr. Roman Loimeier, Institut für Ethnologie, Georg-August-Universität Göttingen
17.45 Uhr Diskussion
18.00 Uhr „Heiliger Krieg, heiliger Profit. Afrika als neues Schlachtfeld des internationalen Terrorismus“
Marc Engelhardt, Afrikakorrespondent und freier Journalist
18.45 Uhr Diskussion
19.00 Uhr Verabschiedung
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