Das Recht der Grenze und die Grenzen des Rechts
Podiumsdiskussion
Mit
Prof. Dr. Dr. Günter Frankenberg, Professur für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung und assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“
Prof. Dr. Klaus Günther, Co-Sprecher des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen" und Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dr. Felix Hanschmann, Akademischer Rat a.Z. am Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Ophelia Lindemann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“
Dr. Valentin Rauer, Post Doc des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“
Kötter/Seidl fragen in ihrer Projektreihe nach den Bedingungen und Möglichkeiten gesellschaftlichen Handelns, nach den "Grenzen künstlerischer Arbeit, politischer Aktivität, wissenschaftlichen Nachdenkens?" (Projektbeschreibung) Das auszuloten, führen sie in der Musik-Theater-Film-Performance „RECHT. Ökonomien des Handelns2“ ein Experiment durch: Sie verpflanzen eine nach spezifischen Merkmalen ausgewählte Menschengruppe – Rechtswissenschaftler und NGO-Mitarbeiter - auf eine Insel und geben dieser Gruppe eine Aufgabe: Wie müsste sie aussehen, eine neue globale Ordnung, Gerechtigkeit durch Recht? Dieses Experiment filmen sie, unterwandern und überfliegen es durch Musik und führen das Ganze schließlich einem Publikum vor. Das ist Kötter/Seidls Form des gesellschaftlichen Handelns, nämlich das der Kunst.
Ob es allerdings zufriedenstellend sein kann, den Beitrag der Wissenschaftler zur Frage gesellschaftlichen Handelns, zu den Grenzen des Rechts auf Inseln zu belassen, bleibt zu bezweifeln. Schaffe eine utopische globale Rechtsordnung – in ihrem Abschlussstatement weisen die Inselbewohner auch die Zumutung dieser Aufgabenstellung zurück: Die Aufgabe ist zu groß, es gibt wenn, dann nicht eine Ordnung, sondern viele und außerdem ergibt die Prüfung der Zuständigkeit, dass nicht Inselgelehrte, sondern gesellschaftliche Konflikte für die Herausbildung von Ordnungen zuständig sind. Ist diese Antwort eine der Resignation angesichts der Größe der Aufgabe? Ist die Grenze wissenschaftlichen Nachdenkens über normative Ordnungen die Frage gesellschaftlichen Eingreifens? Oder kann – trotz aller Limitierungen – an einer kritischen Form der Intervention in einer zugegebenermaßen emphatisch verstandenen Öffentlichkeit festgehalten werden? Die Diskussion wäre also von der Insel zu holen.
Die für das Experiment gewählte Insel ist keinesfalls bloß ein utopischer Nicht-Ort irgendwo im Nirgendwo, sondern - historisch bedeutungsschwanger aufgeladen – eine Moselinsel bei Schengen. Wurde das Schengener Abkommen zur Öffnung der europäischen Grenzen ursprünglich auf einem Schiff unterzeichnet, ist nun zu fragen, ob dieses Schiff mitsamt möglicherweise der Idee des Einreißens von Gewalt implizierenden Grenzziehungen jetzt auf einer Insel gestrandet ist – die fröhlich Gestrandeten finden wir diskutierend, feiernd und musizierend - während da draußen die See gar so furchtbar hoch geht. Schon fordern marschierende Volksverteidiger die Schotten schön dicht zu machen… Die Frage nach den Grenzen des Rechts gewinnt materielle Gewalt in den Flüchtlingscamps außerhalb des Blickfelds der Festgesellschaft.
25. Januar 2015, 15.00 Uhr
Mousonturm, Lokal
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main
Audio:
Bildergalerie:
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
Im Rahmen von RECHT. Ökonomien des Handelns2, einer Produktion von Kötter/Seidl in Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm / Frankfurter Positionen, Muziekcentrum De Bijloke Gent, MaerzMusik – Festival für aktuelle Musik und dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Gefördert durch das Kulturamt Frankfurt am Main und die Flämischen Regierung / Belgien