The Strange Modernity of Modern Science
Ringvorlesung des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
29. Juni 2016
Prof. Dr. Lorraine Daston (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin)
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ10
Abstract
In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts begannen Philosophen, Historiker und Sozialtheoretiker zu argumentieren, dass die moderne Welt weder aus der religiösen Reformation des sechzehnten Jahrhunderts, noch aus den politischen Revolutionen des achtzehnten Jahrhunderts, ja noch nicht einmal aus der industriellen Revolution des neunzehnten Jahrhunderts entstanden sei. Nein, die Ursprünge der modernen Welt lägen in der wissenschaftlichen Revolution (ein Begriff, der erst zu diesem Zeitpunkt in den allgemeinen Sprachgebrauch überging, was zu großen Teilen eben diesen Autoren geschuldet war). Nur wann genau diese Revolution erfolgte (1500–1700? 1300-1800? Oder war sie noch in vollem Gange?), was ihre Inhalte waren (sicherlich Astronomie und Mechanik, aber was ist mit Biologie und Chemie?) und wer ihre Helden sind (Kopernikus? Bacon? Galileo? Newton?) – all dies war umstritten. Aber britische, französische, amerikanische und deutsche Autoren waren sich überraschend einig in ihren Ansichten über die Natur dieser durch die Wissenschaft hervorgebrachten transformativen Modernität: Sie war nicht weniger als die Erschaffung der modernen Mentalität und, damit einhergehend, der Verlust der gelebten Erfahrung.
CVLorraine Daston studierte in Harvard und Cambridge und erhielt 1979 in Harvard ihren Ph.D. in Wissenschaftsgeschichte.
Sie unterrichtete in Harvard, Princeton, Brandeis, Göttingen und Chicago und ist seit 1995 Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Außerdem ist sie regelmäßig Gastprofessorin am „Committee on Social Thought“ der Universität von Chicago sowie Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Sie arbeitet zu einem breiten Themenspektrum der frühneuzeitlichen und modernen Wissenschaftsgeschichte, unter anderem zu Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, Wundern und der Ordnung der Natur, wissenschaftlichen Bildern, Objektivität und anderen epistemischen Tugenden, Quantifizierung, Beobachtung, Algorithmen sowie der moralischen Autorität der Natur. Das Motiv, welches alle Ihre Arbeiten durchzieht, ist die Geschichte der Rationalität, ihre Ideale und Praktiken. Sie ist Fellow der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und korrespondierendes Mitglied der British Academy.
Vortrag in englischer Sprache
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Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen" in besonderer Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften und dem SFB "Schwächediskurse und Ressourcenregime"
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