Was ist ein sozialer Prozess?
Ringvorlesung des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
20. April 2016
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl (Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung)
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ10
Abstract
Die Sozialwissenschaften haben seit ihrer Gründungsphase im 19. Jahrhundert zu ihrem begrifflichen Handwerkszeug stets Prozessbegriffe wie diejenigen der Differenzierung oder der Individualisierung gezählt, mit denen man hoffte, fundamentale soziale Veränderungen fassen zu können. Unklar blieb dabei häufig, ob jeglicher sozialer Wandel als ein Prozess gefasst werden müsse und – wenn dies nicht der Fall sein sollte – was dann eigentlich die Prozesshaftigkeit eines Prozesses genau ausmache. Diese Unklarheiten rächen sich heute insofern, als seit einiger Zeit nicht wenige dieser Prozessbegriffe (siehe etwa die derzeitigen Auseinandersetzungen um „Säkularisierung“) einer fundamentalen empirischen Kritik unterzogen werden, ohne dass sozialwissenschaftliche Theorien hierauf schon eine überzeugende Antwort gefunden hätten.
Der Vortrag versucht anhand der Analyse vergangener und gegenwärtiger historischer wie soziologischer Diskussionen um den Prozessbegriff unterschiedliche theoretische Herangehensweisen zu typisieren, deren Stärken und Schwächen zu benennen, und dann auch zu fragen, wie das Verhältnis von Prozess und Narrativität zu bestimmen ist.
CV
Wolfgang Knöbl ist seit 2015 Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Zwischen 2002 und 2015 war er Professor für international vergleichende Sozialwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen und in dieser Zeit unter anderem auch Gastprofessor an der University of Toronto/Kanada und Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der politischen und historisch-komparativen Soziologie, der Sozialtheorie und der Geschichte der Soziologie. Zu den Publikationen der letzten Jahre zählen: Die Kontingenz der Moderne. Wege in Europa, Asien und Amerika, Frankfurt a. M. und New York 2007; Kriegsverdrängung. Ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie (zusammen mit Hans Joas), Frankfurt a. M. 2008; Handbuch Moderneforschung (herausgegeben zusammen mit Friedrich Jaeger und Ute Schneider), Stuttgart 2015.
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Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen" in besonderer Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften und dem SFB "Schwächediskurse und Ressourcenregime"
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