Reihe Gerechtigkeit
Reihe: Was heißt Gerechtigkeit heute?
Fast scheint es, als hätte die Gerechtigkeit den Wettbewerb gewonnen, welches Gut denn als oberstes der Gesellschaft zu gelten habe. Dabei begegnet uns Gerechtigkeit als ein Ideal, auf das sich verschiedene und auch widerstreitende Akteure berufen, in unterschiedlichsten Bereichen. Beispielsweise begründen wohl ausnahmslos alle, die sich an der Diskussion über die Reform des Sozialstaats beteiligen, ihre gegensätzlichen Positionen – ob für Umbau, Abbau oder Ausbau – mit dem Verweis auf Gebote der Gerechtigkeit. Urteile über das, was gerecht ist, fällen wir meist intuitiv, etwa wenn wir sagen, dass in der Gesellschaft − im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt − Chancengleichheit herrschen sollte oder dass Leistung sich zu lohnen habe. Zugleich zeigt uns die Gerechtigkeitstheorie, wie unterschiedlich Begründung und Ausrichtung ausfallen können.
Eine grundsätzliche Annäherung daran, was politische und soziale Gerechtigkeit heißt, kann als Maßstab und Orientierung für viele aktuelle Diskussionen dienen. Auch gilt es auf den verschiedenen Feldern – von der Bildungs- und Arbeitsgerechtigkeit bis zur Umweltgerechtigkeit, von der Internationalen Gerechtigkeit bis zur Generationengerechtigkeit – immer wieder die konkurrierenden Ansprüche gegeneinander abzuwägen. Die Reihe Was heißt Gerechtigkeit heute wird auf diesen Feldern prinzipielle Erwägungen mit praktischen Erörterungen und lokalen Bezügen verbinden. Für den mitveranstaltenden Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ gehören Fragen der Gerechtigkeit zu den zentralen Forschungsgegenständen. Im Fokus stehen nicht zuletzt die gegenwärtigen Konflikte um die Herausbildung einer neuen globalen Ordnung, die sich zu einem großen Teil aus dem Verlangen der Menschen nach Gerechtigkeit speisen. Auch dabei spielen die vielfältigen und oftmals konträren Überzeugungen der beteiligten Konfliktparteien von einer gerechten Ordnung und deren Rechtfertigung eine maßgebliche Rolle.
Was heißt Gerechtigkeit heute?
Veranstaltungen des Exzellenzclusters an "GU 100", den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Goethe-Universität Frankfurt am MainVortrag
29. Mai 2014, 18.00 Uhr
Prof. Christopher Clark (University of Cambridge)
Frankfurt University and Wilhelmine Germany
Goethe-Universität Frankfurt am MainCampus Westend
Hörsaalzentrum, HZ 1
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
Vortrag
4. Juni 2014, 18.00 Uhr
Prof. Seyla Benhabib (Yale University)
Der ethisch-politische Horizont der Kritischen Theorie: gestern und heute
Goethe-Universität Frankfurt am MainCampus Westend
Hörsaalzentrum, HZ 5
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
Vorträge
11. Juni 2014, 14-20 Uhr
Prof. Dr. Michael Bothe (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Public International Law in Frankfurt
Prof. Dr. Martti Koskenniemi (University of Helsinki)
The Future of Public International Law
Prof. Dr. Ingolf Pernice (Humboldt-Universität Berlin)
Das Internet im globalen Konstitutionalismus
Prof. Dr. Joseph H. H. Weiler (New York University)The Future of European (Union) Law
Goethe-Universität Frankfurt am Main,Campus Westend, Casino Raum 1.801
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
in Kooperation mit Fachbereich 01 der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Weitere Veranstaltungen mit Beteiligung des Exzellenzclusters bei "GU 100":
Nachwuchskonferenz 2013: hier
Ringvorlesung Rechtswissenschaft in Frankfurt vor den Herausforderungen der nächsten 100 Jahre - Erfahrungen und Erwartungen: hier...

An anderen Orten
Empathie und eigene Sorgen: Wie solidarisch ist unsere Gesellschaft nach außen?
31. Januar 2011, 19.30 Uhr
Frankfurter Rundschau / Depot Sachsenhausen / Karl-Gerold-Platz 1 / Frankfurt am Main
Gerechtigkeit über nationale Grenzen hinaus zu denken, ist eine zentrale Erweiterung des Gerechtigkeitsmaßstabs. Spätestens mit der Globalisierungsdebatte Mitte der 90er Jahre wurde allgemein anerkannt, dass sich weder internationale noch innergesellschaftliche Gerechtigkeitsfragen allein aus nationaler Perspektive beantworten lassen. An die Stelle klassischer „Entwicklungshilfe“ trat das Konzept der „globalen Strukturpolitik“, in der eine Reform supranationaler Institutionen wie Weltbank oder IWF im Vordergrund steht. Mit dem ökonomischen Aufstieg der Schwellenländer haben sich bevölkerungsreiche Länder aufgemacht, aus der Armutsfalle herauszutreten – ein Fortschritt, der zugleich eine Herausforderung für die Industrieländer ist, die eine verallgemeinerbare Form des Ressourcen- und Energieverbrauchs erreichen müssen. Doch wie weit reicht unsere Solidaritätspflicht? Überdeckt die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise unsere Verantwortung gegenüber anderen? Und welche Institutionen brauchen eine Politik der Internationalen Gerechtigkeit, um ihre Ziele durchzusetzen?
Die Diskutanten
Nicole Deitelhoff ist am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik
Tom Koenigs (Bündnis 90/Die Grünen) ist im Deutschen Bundestag Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Mitglied im Verteidigungsausschuss
Moderation: Dr. Christian Schlüter (FR)
Frankfurt is it!
Wem gehört die Stadt?
Gerechtigkeit und kulturelle Teilhabe
7. Februar 2011, 19.30 Uhr
Frankfurter Rundschau / Depot Sachsenhausen / Karl-Gerold-Platz 1 / Frankfurt am Main
Das Abschlusspodium widmet sich der Frage der kulturellen Teilhabe. Mit welchen kulturellen Mitteln wollen/müssen wir auf die soziale Schieflage antworten? Was heißt „Teilhabe“ und wie können wir tatsächlich Zugänge für alle eröffnen? Welche Rolle spielt dabei die Finanzierungsfrage und damit das Problem der Umverteilung? Wie kann kulturelle Integration aussehen? Emanzipatorisch, ermutigend, erzieherisch? Und wie sehen die konkreten Erfahrungen in Frankfurt aus?
Die Diskutanten
Alexander Brill ist Schauspieler, Regisseur sowie Gründer und Leiter von theaterperipherie und des laiensclub am Schauspiel Frankfurt
Clémentine Deliss leitet seit 2010 das Frankfurter Museum der Weltkulturen
Christoph Menke ist Professor für Philosophie mit Schwerpunkt „Praktische Philosophie“ am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität
Felix Semmelroth (CDU) ist Dezernent für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main sowie Honorarprofessor für englische Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt
Moderation: Dr. Matthias Arning (FR)
Rechnung auf morgen
Schuldenfalle und Zukunftsinvestitionen: Was schulden wir zukünftigen Generationen?
24. Januar 2011, 19.30 Uhr
Frankfurter Rundschau / Depot Sachsenhausen / Karl-Gerold-Platz 1 / Frankfurt am Main
„Generationengerechtigkeit“ ist ein beliebtes Schlagwort, das gerade bei jüngeren Politikern als tragende Ideologie erscheint. Bezogen auf die Staats- und Sozialversicherungshaushalte definiert der Sachverständigenrat: „Nachhaltig oder tragfähig ist die Finanzpolitik dann, wenn keine Tragfähigkeitslücke existiert, ihr Wert also null ist.“ Solidarprinzip und Generationenvertrag werden nicht nur aufgrund der rasant wachsenden Staatsverschuldung, sondern auch aufgrund ungünstiger demografischer Entwicklungen, steigender Kosten und wachsender Arbeitslosigkeit zunehmend fragil. Aber was kann Gerechtigkeit zwischen den Generationen eigentlich heißen? Wie können wir gerecht sein gegenüber ungeborenen Menschen, deren besondere Bedürfnisse und Wünsche wir gar nicht kennen und auch nicht kennen können? Heißt Generationengerechtigkeit vor allem sparen und konsolidieren? Oder ist es auch im Sinne künftiger Generationen, heute zu investieren?
Der Referent
Stefan Gosepath hat die Professur für Internationale Politische Theorie im Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität inne.
Moderation: Dr. Matthias Arning (FR)