Pressemitteilungen

Was die Frankfurter Schule zur Lage der Gesellschaft sagt

Neue Veranstaltungsreihe von Kulturdezernat und Normative Orders

Was sagt die Kritische Theorie der „Frankfurter Schule“ zur gegenwärtigen Lage der Gesellschaft – ob lokal, national oder international? Das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten den derzeitigen Vertreterinnen und Vertretern der berühmten Denkschule ein Podium: In der Reihe „Frankfurter Schule“ werden aktuelle Themen diskutiert.

FRANKFURT. Gesellschaftliche Normen, in Institutionen und Ordnungen manifestiert, bilden das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte Frankfurter Schule vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im Sinne einer umfassenden „Kritischen Theorie“ ganzheitlich und (ideologie-)kritisch in den Blick zu nehmen – eine Herangehensweise, deren Bedeutung und internationale Wirkmacht bis heute ungebrochen sind. Doch was sagt die Frankfurter Schule, die Gesellschaftsanalysen stets mit Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen Lage der Gesellschaft? Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte Generation“ auf weltweite Krisen und Konflikte?

Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner der einzigartigen Reihe sind das Institut für Sozialforschung, das Museumsufer Frankfurt und hr2-kultur.

Bei der Auftaktveranstaltung

am Montag, 20. März, um 18 Uhr
im MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST
Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main

sprechen der Philosophieprofessor Christoph Menke (Goethe-Universität, Normative Orders) und der Autor Cord Riechelmann über das Thema „Was ist Befreiung?“. Im Mittelpunkt des Abends steht Menkes erst jüngst im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch Theorie der Befreiung. Darin geht der Philosoph von der Diagnose aus, dass bisherige Befreiungsbewegungen stets in neue Abhängigkeitsordnungen gemündet seien und zeigt auf, wie Freiheit und Herrschaft unauflöslich miteinander verwoben sind.

Christoph Menke, geboren 1958 in Köln, hat Germanistik und Philosophie in Heidelberg und Konstanz studiert, wo er 1987 promoviert wurde. Die Habilitation Tragödie im Sittlichen. Hegel und die Freiheit der Moderne erfolgte 1995. Seit 2009 ist er Professor für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“.

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die Geschichte biologischer Forschung. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 „Die Kritische Theorie ist heute wichtiger denn je. Aber eine Denktradition kann nur bestehen bleiben, wenn sie sich fortentwickelt. Sie muss nicht nur auf neue soziale, gerade auch globale, Herausforderungen eingehen, sondern hat, das ist das Besondere an dem Frankfurter Ansatz, einen umfassenden systematischen Anspruch. Auch dieser muss stetig überdacht werden; er läuft im Kern darauf hinaus, die Unvernunft dessen sichtbar zu machen, was im konventionellen Sinne als vernünftig gilt. Was das konkret bedeutet, wollen wir im Dialog mit der Stadtgesellschaft diskutieren“, sagt Prof. Rainer Forst, Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen, zum Start der Reihe.

„Die Frankfurter Schule hat Frankfurt und die deutsche Nachkriegsöffentlichkeit geprägt wie keine andere Denkschule sonst und entscheidend dazu beigetragen, dass sich eine demokratische Öffentlichkeit herausbilden konnte“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. Die freiheitliche Ordnung, in der wir heute leben, sei dabei nicht weniger umstritten als in jenen Jahren. „Es gibt drängende Fragen unserer Zeit. Und es gibt Antworten, kritische Antworten, Frankfurter Antworten. Die Gesellschaft braucht den kritischen Blick der Frankfurter Schule, um Lösungen für aktuelle Probleme zu finden – etwa das Auseinanderdriften von Arm und Reich oder die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft“, so Hartwig weiter.

Susanne Pfeffer, Leiterin des MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, gab ihrer Freude Ausdruck, dass die neue Diskussionsreihe in Frankfurter Kultureinrichtungen stattfinden soll. „Museen sind wichtige Orte, um Diskussionen zu führen. So haben wir eine weitere Möglichkeit, einen Beitrag zu einer relevanten Thematik in der Stadt zu leisten.“

Die Reihe wird quartalsweise in den Frankfurter Museen fortgesetzt, beginnend im MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST.

Normative Pandemie: Freiheit quergedacht ist auf den Hund gebracht

In der Diskussion um die Impfpflicht droht eine lebensgefährliche Verwirrung der Begriffe: Freiheit und Gesundheit sind kein Gegensatz. Ein Gastbeitrag.

Von Rainer Forst

Fragen des Gesundheitsschutzes sind zu Grundfragen des politischen Zusammenlebens geworden. Wir sind von einer Diskussion über Gerechtigkeit zu einer über Demokratie und Solidarität übergegangen und inzwischen bei der Freiheit gelandet. Das ist angesichts der Debatte über moralische und rechtliche Impfpflichten folgerichtig. Es droht aber die Verdopplung der physischen Pandemie durch eine normative Pandemie, die unsere Köpfe verwirrt.
Dies drückt sich in Entgegensetzungen von „Freiheit versus Gemeinwohl“ aus, welche die Botschaft aussenden, die individuelle Freiheit bestehe darin, tun und lassen zu können, was man will, ganz gleich ob es andere schädigt oder nicht, während die Maßnahmen, welche die Gesundheit schützen, angeblich nicht die Freiheit befördern, sondern eine abstrakte Größe, die „Gemeinwohl“ genannt wird.
In dieser Feier dessen, was man klassisch Willkürfreiheit nennt, werden drei wesentliche Dimensionen der Freiheit unterschlagen: erstens unsere politische, demokratische Freiheit, zweitens die moralische Freiheit der Verantwortung und drittens die Bedingungen individueller Freiheitsausübung. Eine solche Unterschlagung deutet auf soziale Regression hin, weil sie mit einem Selbstverständnis einhergeht, das ein vernünftiges, demokratisches Zusammenleben unmöglich macht.
Unsere politische Freiheit wird dort übersehen, wo pandemiebedingte Vorsorgemaßnahmen, sofern sie rational gerechtfertigt und demokratisch beschlossen wurden, nicht als Ausdruck kollektiver Selbstbestimmung betrachtet werden, sondern als freiheitsfeindliche Akte einer staatlichen Autorität, die sich zum paternalistischen Bewahrer kollektiver Güter (Gesundheit, Solidarität) aufschwingt. Unsere moralische Freiheit wird dort ausgeblendet, wo die Idiosynkrasie bis hin zur Rücksichtslosigkeit (etwa der Maskenverweigerung) als wahre Freiheit geehrt und dabei der Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung gekappt wird.
Denn freies Handeln ist immer eines, das sich verantworten muss; zwar bleibt das Handeln, das sich der Rechtfertigung entzieht, auch ein freies, aber widersinnigerweise beruft es sich auf Selbstverantwortung, während es sie gleichzeitig negiert. Wer Freiheit primär dort lokalisiert, der kann Akte der Solidarität nicht als Akte der Freiheit begreifen, und darin liegt
eine Verarmung des Denkens.

Ein pandemischer Verfall

Schließlich zu den Bedingungen individueller Freiheitsausübung. Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, die Freiheit beschränken, sollen recht betrachtet Freiheit schützen und ermöglichen, wenn sie es Menschen, die Ansteckung fürchten, erlauben, ohne Angst in die Öffentlichkeit zu gehen, weil man dort Masken trägt oder geimpft beziehungsweise getestet ist. Die Freiheit von Bedrohung ist nicht nur als „Gut“ der Sicherheit zu betrachten, sondern eine echte Freiheit. Insbesondere die Freiheit von Krankheit (und Krankenhaus) ist eine wesentliche Freiheit, sogar eine Bedingung für die Wahrnehmung anderer Freiheiten.
Was wir fürchten müssen, ist ein pandemischer Verfall unseres Selbstverständnisses als demokratische Gesellschaft. Wer den libertär-autoritären Verquerdenkern den Begriff der Freiheit überlässt, die angeblich einem gewaltigen, freiheitsverschlingenden Obrigkeitsstaat gegenübersteht, der entwickelt normatives Fieber, das rasch wahnhaft steigen könnte. Die Rede von „Gesundheitsdiktatur“ ist Indiz dafür.

Ein horizontales Verständnis

Leider hat sogar das Bundesverfassungsgericht, als es die „Bundesnotbremse“ als verfassungskonform beurteilte, die Entgegensetzung von individuellen Freiheiten und einem das Gut der Gesundheit sichernden Staat ins Zentrum seiner Abwägung gestellt. Wörtlich heißt es im Urteil des Ersten Senats, dass die Grundrechtseingriffe verfassungsrechtlich legitimen Staatszwecken des „Lebens- und Gesundheitsschutzes“ im Sinne überragend wichtiger „Gemeinwohlbelange“ dienten. Das ist juristisch korrekt, legt aber terminologisch eine einseitige Freiheitsrechnung nahe.
Wenn wir unsere Rolle als Bürger einer Demokratie ernst nehmen, sollten wir uns nicht primär als Willkürsubjekte verstehen, die ihre quasi natürliche Freiheit gegen einen machtvollen Leviathan verteidigen müssen, sondern wir sollten uns als autonome Mitgesetzgeber denken: Selbstgesetzgebung ist der kantische Begriff hierfür. Und eine Demokratie verdient erst dann ihren Namen, wenn sie dies institutionell realisiert.
Daraus folgt ein horizontales Verständnis von Freiheitsrechten als Grundrechte, die wir einander als gleichgestellte normative Autoritäten zusichern müssen. Das heißt, dass jede Grundfreiheit an der Freiheit der anderen ihre Rechtfertigungsgrenze findet, dass also niemand einen legitimen Anspruch auf eine Freiheit hat, die andere in ihrer Freiheit unzulässigerweise begrenzt. Es verbietet sich dann die Freiheit, andere mit einem Virus anzustecken, das ich möglicherweise, ohne es zu wissen, tragen und weitergeben kann. Und ebenso die Freiheit, mich so verhalten, dass andere wahrscheinlich intensivmedizinisch nicht versorgt werden können.

Eine Frage der Relation

Wir haben es hier also nicht mit einem Konflikt zwischen staatlichem Gesundheitsschutz und individueller Freiheit als Grundrecht zu tun, sondern mit einer Abwägung zwischen der Freiheit des einen und der anderer. Man hat etwa das Grundrecht auf Bewegungsfreiheit, aber nicht das Recht, durch die Stadt zu rasen. Die Gesundheit ist kein zu schützendes Gut neben der Freiheit; sie ist Bedingung und Teil meiner Freiheit. Wer mir die Gesundheit nimmt, nimmt mir meine Freiheit – negativ als Freiheit von körperlicher Beeinträchtigung, positiv als Freiheit, mein Leben zu führen, wie ich es mir vorstelle.
Daher ist es problematisch, die Pandemiebekämpfung so zu rechtfertigen, dass der paternalistische Staat, der sich der Volksgesundheit verschrieben hat, die Menschen vor sich selbst zu schützen sucht. Die Maßnahmen müssen vorrangig in Bezug auf andere gerechtfertigt werden; sind sie gerechtfertigt, beschränken sie zwar die Willkürfreiheit, nicht aber die Freiheitsrechte in ihrem eigentlichen Sinne, denn Rechte hat man nur als zu rechtfertigende.
Das heißt nicht, dass wir einander nicht riskanten Unternehmungen aussetzen dürfen, aber es heißt, dass wir als politische Gemeinschaft die Pflicht haben, dort, wo diese zu weit gehen, Normen zu setzen. Dann sind solche Beschränkungen zwar eine Begrenzung unserer Handlungsfreiheiten, nicht aber eine Einschränkung, sondern Ausdruck unserer Autonomie, und zwar drücken wir sie als Gesetzgeber und Rechtsadressaten zugleich aus, indem wir allgemein und reziprok gerechtfertigte Normen beschließen und befolgen.
Wo gute, moralisch relevante Gründe dafür-, aber nicht gleich gute dagegensprechen, kann eine Rechtspflicht begründet werden, auch die Pflicht, sich impfen zu lassen. Diejenigen, die sich diesbezüglich um die körperliche Unversehrtheit sorgen, sollten die Freiheit vom Impfen mit der Freiheit in Relation setzen, von Krankheit frei zu sein sowie von all den Eingriffen in die Freiheit und Unversehrtheit, die aus dieser Krankheit folgen können.

Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt.

Von Rainer Forst. Aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Januar 2022, Feuilleton.

Wohlhabendere Länder im Vorteil

Internationale Wissenschaftler fordern ethische Richtlinien für Kontrollstudien zu weltweiten Maßnahmen gegen den Klimawandel

Pressemitteilung

195 Vertragspartner haben auf dem Pariser Klimagipfel 2015 Maßnahmen gegen den Klimawandel beschlossen. Wer in der Folge wieviel Treibhausgase reduziert hat, wird derzeit weltweit in zahlreichen Studien untersucht. Doch an welchen ethischen Kriterien wird der Erfolg der Maßnahmen gemessen? Eine Analyse der Prüfkriterien legt nun ein Zusammenschluss internationaler Philosophen sowie Sozial- und Politikwissenschaftler vor, denen auch Prof. Dr. Darrel Moellendorf, Politikwissenschaftler an der Goethe-Universität, angehört.

FRANKFURT. Zehn von sechzehn untersuchten Studien zur Bewertung der weitweiten Anstrengungen gegen den Klimawandel urteilen nach Kriterien, die „voreingenommen und stark vereinfachend sind“. Damit bevorteilten sie vor allem die wohlhabenden Länder der Erde. Zu diesem Schluss kommen 18 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Studie „Ethical choices behind quantifications of fair contributions under the Paris Agreement“, an der auch der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Darrel Moellendorf beteiligt ist. Im Vorfeld des für November in Glasgow geplanten Weltklimagipfels fordern sie deshalb, diese Kriterien transparent zu machen und politisch zur Diskussion zu stellen.

„Viele dieser Bewertungen von Klimagerechtigkeit gelten als neutral und unabhängig, was sie aber nicht sind und vielleicht auch gar nicht sein können“, sagt Darrel Moellendorf, Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Umweltethik an der Goethe-Universität. „Wir müssen über diese Kriterien nachdenken, bevor auf Grundlage dieser Studien neue Beschlüsse gefasst werden. Andernfalls wird es weiterhin keine Klimagerechtigkeit geben. Und Klimagerechtigkeit bedeutet: Länder, die eine größere Kapazität haben, gegen den Klimawandel vorzugehen, müssen auch größere Anstrengungen unternehmen.“

Selbst der anerkannten und als unabhängig geltenden wissenschaftlichen Analyse „Climate Action Tracker“ (CAT), die von Medien, Regierungen und der Zivilgesellschaft zur Einschätzung klimagerechter Schritte herangezogen wird, attestieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Kriterien, die wohlhabendere Länder bevorzugen. So liege etwa auch in CAT-Analysen das in der Europäischen Union praktizierte Grandfathering-Prinzip zugrunde – wenn auch „tief im Innern ihres Maschinenraums versteckt“, so die Wissenschaftler: Nach dem Grandfathering-Prinzip erhalten Anlagen kostenlose Zertifikate gemäß ihren bisherigen Emissionen. Dieses Prinzip benachteilige Anlagen, die früher weniger durch Emissionen zum Klimawandel beigetragen hätten. Zu einer Schieflage in der Bewertung von Klimagerechtigkeit führe zudem auch, dass die „Not“ mancher Länder, also deren schwächere ökonomische Lage, bei der Beurteilung ihrer Klimagerechtigkeit nicht berücksichtigt werde.

„Die Studien sollten diese unterschiedlichen Ausgangslagen der Länder offenlegen“, sagt Moellendorf. „Auch sollte die größere Verantwortung der Industrienationen in die Bewertung von klimagerechtem Handeln einfließen. Und wir sollten uns darüber klar sein, dass es eine völlig neutrale Bewertung von Klimagerechtigkeit nicht gibt. Nach welchen Kriterien wir sie beurteilen, sollte aber transparent gemacht werden und auch politisch diskutiert werden.“

Neben dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Darrel Moellendorf der Goethe-Universität sind folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Studie beteiligt:

Kate Dooley, University of Melbourne; Christian Holz, Carleton University,Ottawa; Sivan Kartha, Stockholm Environment Institute, Boston; Sonja Klinsky, Arizona State University; Timmons Roberts,, Brown University, Rhode Island; Henry Shue, University of Oxford; Harald Winkler, University of Cape Town; Tom Athanasiou, Climate Equity Reference Project, Berkeley; Simon Caney, University of Warwick; Elizabeth Cripps, University of Edinburgh; Navroz K. Dubash, Centre for Policy Research, New-Delhi; Galen Hall, Brown University; Paul G. Harris, Education University of Hong Kong; Bård Lahn, CICERO Center for International Climate Research, Oslo; Benito Müller, University of Oxford; Ambuj Sagar, Indian Institute of Technology, Delhi; Peter Singer, Princeton University.

Publikation in „Nature Climate Change“:
https://dx.doi.org/10.1038/s41558-021-01015-8

Weitere Informationen
Prof. Dr. Darrel Moellendorf
Institut für Politikwissenschaft/ Forschungsverbund „Normative Ordnungen“
Goethe-Universität Frankfurt
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Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Zivilgesellschaftliches Netzwerk Paulskirche plant “Frankfurter Tage der Demokratie”

Vielfältiges Programm zum Paulskirchen-Jubiläum 2023 unter dem Motto “Demokratie im Kommen”

Pressemitteilung

Mit vielfältigen Initiativen zur Stärkung und Weiterentwicklung der Demokratie bringt sich die Frankfurter Zivilgesellschaft in die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Jubiläum der ersten deutschen Nationalversammlung ein. Ein Zusammenschluss aus unterschiedlichen Akteuren und Institutionen hat Anfang April das Netzwerk Paulskirche - Demokratie im Kommen gegründet. Das Netzwerk will das Jubiläum der Paulskirchen-Versammlung von 1848 zum Anlass nehmen, um Demokratie als konkrete Lebensform zu stärken und mit Blick auf die neuen globalen Herausforderungen zu erweitern.
Zu den Initiator:innen des Netzwerks gehören unter anderem die Stiftung medico international, der Verein „mehr als wählen“, das Institut für Sozialforschung, der Forschungsverbund Normative Ordnungen, die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung sowie die Forschungsstelle Demokratische Innovationen und das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Goethe-Universität Frankfurt. „Die Paulskirche wird oft als ‚Wiege der deutschen Demokratie’ bezeichnet“, so Dominik Herold von „mehr als wählen“: „Mit den Frankfurter Tagen der Demokratie wollen wir zeigen, dass sich Demokratie nicht im musealen Erinnern erschöpfen darf, sondern einen nie zu Ende kommenden und fragilen Prozess darstellt, den es selbstbestimmt und von unten zu gestalten gilt. Dazu gehört, vor allem die Stimmen derjenigen, die häufig nicht gehört und gesehen werden, ins Zentrum zu stellen.“
Das Programm, das sich das Netzwerk Paulskirche für die kommenden Jahre vornimmt, spannt einen weiten Bogen. Entwickelt werden Projekte, die unmittelbare Teilhabe ermöglichen, sowie vielfältige Denk- und Streiträume, die von Nachbarschaftsforen über lokale Bürger:innenräte, wissenschaftliche Symposien und Kunstaktionen bis hin zu einer globalen Versammlung von zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen aus aller Welt reichen. Alle Vorhaben sollen zugänglich für möglichst viele Menschen sein. „Ziel ist es, unterschiedliche Perspektiven in einen kritischen Dialog miteinander zu bringen. Demokratie braucht nicht zuletzt Streit und Dissens, sie braucht das ständige Hinterfragen des Bestehenden. Nur so lässt sich auch den heutigen Bedrohungen von Demokratie entgegenarbeiten”, betont Prof. Nicole Deitelhoff von der HSFK.
Die einzelnen Vorhaben sollen Ende April/Anfang Mai 2023 in “Frankfurter Tagen der Demokratie” zusammengeführt werden. Wie eng lokale Demokratie und globale Fragen miteinander verschränkt sind, soll mit einer Premiere in der Paulskirche beispielhaft demonstriert werden: Vertreter:innen der globalen Zivilgesellschaft werden in Frankfurt zu Gast sein und über die Grundlagen einer globalen Verfassung beraten. „Der Klimawandel, die weltweite Migration, die globalisierten Wirtschaftskreisläufe: all das zeigt, dass Demokratie heute immer auch global gedacht werden muss. Mit einer globalen Versammlung wollen wir den Prozess, der mit der Nationalversammlung 1848 angestoßen wurde, in die Zukunft erweitern“, ergänzt Thomas Gebauer, der langjährige Geschäftsführer von medico international und Träger der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt.
Mit seinen Vorhaben verbindet das Netzwerk Paulskirche die Absicht eines substanziell eigenen Frankfurter Beitrags zu den längst im nationalen Interesse stehenden Feierlichkeiten. „Zivilgesellschaftliches Engagement hat in Frankfurt eine lange Tradition. Ohne tatkräftige Teilhabe der  Stadtöffentlichkeit hätte sich Frankfurt nie so entwickeln können, und würde auch keine Zukunft haben. Alle, auch und gerade die Institutionen der Stadt, sind eingeladen, nach Kräften mitzuwirken. Ideell wie finanziell“, so die Kulturproduzentin Dr. Paula Macedo Weiß.

Das Netzwerk ist offen für weitere Kooperationspartner. Interessierte können sich wenden an Dominik Herold (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Liste der Initiator:innen:

Dr. Sidonia Blättler (Institut für Sozialforschung / Utopischer Raum im globalen Frankfurt)

Ben Christian und Dominik Herold (mehr als wählen e.V.)

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff und Rebecca Schmidt (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Teilinstitut Goethe Universität Frankfurt / Forschungsverbund Normative Ordnungen / Leibniz Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung)

Thomas Gebauer und Dr. Ramona Lenz (stiftung medico international/ Utopischer Raum im globalen Frankfurt“)

Prof. Dr. Brigitte Geißel und Jonathan Rinne (Forschungsstelle Demokratische Innovationen an der Goethe Universität Frankfurt)

Stephan Hebel (Frankfurter Rundschau / Utopischer Raum im globalen Frankfurt)

Dr. Paula Macedo-Weiß (Kulturproduzentin)

Mitglieder des „Netzwerks Paulskirche“ stehen Ihnen für Rückfragen, Interviews und Hintergrundgespräche gerne zur Verfügung.
Kontakt: Dominik Herold 0151-15515258 und Thomas Gebauer 0172-6906219

Zahlen lügen nicht? Algorithmen zwischen Kontrolle und Vertrauen

Hochkarätig besetzte Online-Ringvorlesung der Goethe-Universität untersucht den Umgang der Gesellschaft mit Algorithmen

Pressemitteilung

FRANKFURT. Wir begegnen ihnen, wenn wir auf unserem Smartphone Filme empfohlen bekommen, wenn unsere Kreditwürdigkeit statistisch ermittelt wird oder wenn es um die Ermittlung objektiver, „gerechterer“ Strafen geht: Die Rede ist von Algorithmen – und den hinter ihnen stehenden Akteuren –, die zunehmend mehr Dimensionen unseres modernen Lebens vermessen und beeinflussen.

Algorithmen nehmen in Anspruch, „unvollkommene“ menschliche Entscheidungen zu korrigieren und ihnen neue Informationen hinzuzufügen. Die Ringvorlesung „Algorithms – Between Trust and Control“ beleuchtet nun, wie Algorithmen sich auf normative Ordnungen unserer Gesellschaft auswirken und wie diese Änderungen im Spannungsfeld von Vertrauen und Kontrolle zu bewerten sind. Warum und unter welchen Bedingungen etwa vertrauen wir Algorithmen – vor allem, weil sie womöglich nicht in Rechtfertigungsforen produziert wurden, wo Vertrauen durch soziale Konflikte zustande kommt? Wie viel Kontrolle sollten sie über uns ausüben können, wieviel Kontrolle müssen wir behalten? Können wir mit Algorithmen die Wirkung von Algorithmen kontrollieren und damit eine Metaebene des Vertrauens schaffen? Und wie viel Vertrauen – wenn überhaupt – sollten Algorithmen in uns als Bürger setzen? Müssen sie zum Beispiel davon ausgehen, dass wir ungefährlich und harmlos sind?

Dies sind nur einige der Fragen, die international renommierte Referent*innen in der Ringvorlesung „Algorithms - Between Trust and Control“ aufwerfen, die von Prof. Indra Spiecker gen. Döhmann und Prof. Christoph Burchard verantwortet und vom Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, dem Clusterprojekt „ConTrust“ des Landes Hessen, den Frankfurter Gesprächen zum Informationsrecht des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Umweltrecht, Informationsrecht und Verwaltungswissenschaften und dem Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung veranstaltet wird.

Die Ringvorlesung wird mit folgendem Beitrag eröffnet:

Donnerstag, 22. April 2021, 18.00-19.30 CEST
Never apologise, never explain: (How) can AI rebuild trust after conflicts?
Burkhart Schäfer (University of Edinburgh, Professor of Computational Legal Theory)

Zur Begrüßung sprechen Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Rainer Forst, Sprecher der Clusterinitiative ConTrust und des Forschungsverbunds „Normative Orders“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, sowie Prof. Klaus Günther, Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

Mittwoch, 5. Mai 2021, 18.00-19.30 CEST
From Eugenics to Big Data: A Genealogy of Criminal Risk Assessment in American Law and Policy
Jonathan Simon (Professor of Criminal Justice Law, UC Berkeley)

Mittwoch, 19. Mai 2021, 18.00-19.30 CEST
„Recommended for You“: Das Informationsproblem in Märkten für Kulturgüter und die Kontrollfunktion von Empfehlungsalgorithmen
Vinzenz Hediger (Professor für Filmwissenschaft, Principle Investigator von „ConTrust“ und „Normative Orders“, Goethe-Universität)

Mittwoch, 27. Mai 2021, 18.00-19.30 CEST
Zahlen lügen nicht? - Von trügerischer Objektivität und historic bias bei algorithmenbasiertem Kreditscoring
Katja Langenbucher (Professorin für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und Bankrecht, Goethe-Universität)

Donnerstag, 10. Juni 2021, 18.00-19.30 CEST
Algorithm Watch - Von A wie Accountability bis Z wie Zertifizierung: Kann und sollte eine zivilgesellschaftliche
Kontroll-Organisation zu mehr Vertrauen beim Einsatz von Systemen zum automatisierten Entscheiden beitragen?
Matthias Spielkamp (Algorithm Watch)

Montag, 14. Juni 2021, 18.00-19.30 CEST
Das vermessene Leben
Vera King (Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie, Principle Investigator von „ConTrust“, Goethe-Universität; Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts)

Dienstag, 15. Juni 2021, 18.00-19.30 CEST
„Kontrolle trotz(t) Komplexität“: Wie Datenschützer ihre unlösbare Aufgabe bewältigen
Stefan Brink (Landesbeauftragter für den Datenschutz, Baden-Württemberg)

Mittwoch, 23. Juni 2021, 18.00-20.00 Virtueller Roundtable
The Freedom to Deviate in the Algorithmic Society?
Lucia Zedner (Professor of Criminal Justice, Oxford, All Souls College)
Bernard Harcourt (Professor of Law and of Political Science, Columbia Law School)
Frank Pasquale (Professor of Law, Brooklyn Law School)
Christoph Burchard (Professur für Straf- und Strafprozessrecht, Principle Investigator von „ConTrust“ und „Normative Orders“, Goethe-Universität)
Indra Spiecker gen. Döhmann (Professorin für öffentliches Recht, Principle Investigator von „ConTrust“, Goethe-Universität)
Moderation: Jürgen Kaube (Herausgeber, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Information und Anmeldung: Eine Anmeldung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ist erforderlich. Die Logindaten werden nach Anmeldung übermittelt.

Weitere Informationen unter: www.normativeorders.net/ringvorlesungen

Kontakt: Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, 069/798-31407
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; www.normativeorders.net

Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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Lecture & Film „Kino am Abgrund der Moderne. Die Filme von Luis Buñuel“: Fernando Gonzalez de Leon (Springfield): Viridiana: Interpreting Buñuel’s Gothic Masterwork. Mehr...

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Mit: Meron Mendel (Direktor der Bildungsstätte Anne Frank), Natasha A. Kelly (Kommunikationswissenschaftlerin & Autorin) und Nicole Rieber (Berghof Foundation, Globales Lernen für Konflikttransformation)
Moderation: Christopher Daase (Forschungszentrum TraCe) und Rebecca Caroline Schmidt (Clusterinitiative ConTrust, Normative Orders)
Dialogpanel im Rahmen der TraCe-Jahreskonferenz „Language(s) of Violence“

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Prof. Dr. Vinzenz Hediger (Professor für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Co-Sprecher der Forschungsinitiative "ConTrust" am Forschungsverbund "Normative Ordnungen")
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