Werden die Banken ihrer Menschenrechts-Verantwortung gerecht? Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 26. November im Klingspor-Museum

Pressemitteilung

19. November 2015

FRANKFURT/OFFENBACH. Vor allem multinationale Banken sollten gesellschaftliche Verantwortung tragen. Doch tun sie ihrer „Corporate Social Responsibility“ (CSR) schon Genüge, wenn sie die Verletzung von Menschenrechten lediglich vermeiden, anstatt sich aktiv für deren Schutz einzusetzen? Um diese Frage geht es bei der nächsten Auflage der „Goethe Lectures Offenbach“, einer Reihe des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität in Kooperation mit der Stadt Offenbach. Der Vortrag am Donnerstag, dem 26. November, um 19.00 Uhr im Offenbacher Klingspor-Museum trägt den Titel „Banken und Menschenrechte – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Referent ist Manuel Wörsdörfer, der am Exzellenzcluster im Rahmen seiner Habilitation insbesondere wirtschaftsethische Aspekte der Unternehmensverantwortung behandelt. Der Eintritt ist frei.

Manuel Wörsdörfer beleuchtet in seinem Vortrag den Anspruch und die Wirklichkeit der so genannten Äquatorprinzipien (EPs), eines selbstgesetzten ethischen Rahmenwerks zum Schutz von Menschenrechten in internationalen Finanzkonsortien. Die beteiligten Finanzinstitute, die „Äquatorbanken“, verpflichten sich bei der Vergabe der jeweiligen Projektmittel, transnationale Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards einzuhalten. Im Juni 2013 feierte die Bankenvereinigung „Equator Principles Association“ das zehnjährige Bestehen der EPs. Zeitgleich wurde die dritte Generation, die so genannten EP III, verabschiedet. Zu den wesentlichen Neuerungen zählt die Forderung nach Respektierung der Menschenrechte, auf die zum ersten Mal in der Geschichte der EPs explizit Bezug genommen wird.

EP III unterstützt das von John Ruggie, dem ehemaligen UN-Sonderbeauftragten für Unternehmen und Menschenrechte, entworfene Konzept „Protect, Respect and Remedy“ („Schützen, Respektieren, Wiedergutmachen“) sowie die darauf aufbauenden „Guiding Principles on Business and Human Rights“ der UN. In beiden Dokumenten spielt die Human Rights Due Diligence eine herausragende Rolle, also die sorgfältige Prüfung potenzieller Menschenrechtsrisiken, die durch die jeweiligen Geschäftspraktiken eines Unternehmens entstehen könnten. Sowohl die EPs als auch die „Thun (Äquator-)Bankengruppe“, eine Untergruppe der EP-Banken, die derzeit an der finanzmarktpolitischen Umsetzung der UN-Prinzipien arbeitet, greifen die Forderung nach Human Rights Due Diligence auf und versuchen, diese weiterzuentwickeln.

Doch was bedeutet dies nun konkret? Welche Maßnahmen können und sollten Banken ergreifen, um die Einhaltung und den Schutz der Menschenrechte im Rahmen der Projektfinanzierung de facto zu garantieren? Im Mittelpunkt des Vortrags wird ein Verständnis von CSR stehen, wonach Banken ihren wirtschaftspolitischen Einfluss über ihre jeweiligen Geschäftspartner sowohl vor der Kreditvergabe als auch während des gesamten Projektverlaufs ausüben sollten – mit dem Ziel, ethisch und sozial nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern. Wörsdörfer plädiert für einen (finanz-)unternehmerischen „Menschenrechtsaktivismus“ und eine damit verbundene „Anwaltschaft für die Menschenrechte“, die darauf abzielt, Menschenrechte proaktiv zu schützen und zu realisieren und nicht bloß nur zu respektieren, wie es beispielsweise Ruggie und die EPs verlangen.

Manuel Wörsdörfer ist Habilitand des Exzellenzclusters. Seine Schwerpunkte umfassen die Wirtschafts- und Unternehmensethik sowie die ökonomische Theoriegeschichte. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Cluster-Forschungsprojekts „Eigeninteresse vs. Gemeinwohl: Über den Normenwandel innerhalb der Ökonomik“ im Forschungsfeld I, das die „Konzeptionen von Normativität“ aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Zu seinen Publikationen mit Bezug zum Vortragsthema gehören: „Human Rights Due Diligence und die Äquatorprinzipien“ (WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung, Ausg. 01-2015) und die Monographie „A New Understanding of Economic Behavior, Organizations and Regulation – Foundations, Options and Challenges“ (im Erscheinen).

Veranstalter des Vortragsabends und auch der Gesamtreihe sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor-Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht wieder die Möglichkeit zur Diskussion.

Dr. Manuel Wörsdörfer:
Banken und Menschenrechte – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Vortrag im Rahmen der „Goethe Lectures Offenbach“ Donnerstag, 26. November 2015, 19.00 Uhr Klingspor-Museum Offenbach Herrnstraße 80 (Südflügel des Büsing Palais)
63065 Offenbach am Main

Informationen:
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; www.normativeorders.net/de Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.offenbach.de/wirtschaft


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften."

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