Projektleiterin: Prof. Dr. Annette Warner (Imhausen)

Formale normative Ordnungen von Wissen lassen sich bereits in den frühesten schriftlichen Wissenssammlungen nachweisen. Dabei spielen Prozedurentexte eine herausragende Rolle. Prozedurentexte gibt es zu verschiedensten Zeiten in verschiedenen Kulturen (u.a. in Ägypten und Mesopotamien, aber ebenso auch in der klassischen Antike) für verschiedene (natur-) wissenschaftliche Bereiche aber auch andere Wissensgebiete. Das Ziel unseres Vorhabens war es, Prozedurentexte verschiedener inhaltlicher Bereiche vormoderner Kulturen vergleichend zu untersuchen.

In einem ersten Workshop (Workshop: Prozedurentexte aus Mesopotamien und Ägypten; 2. – 4. Juli 2010, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg v.d.H.) wurden Prozedurentexte Ägyptens und Mesopotamiens analysiert und diskutiert. Eingeladen wurden Vertreter aus den Forschungsgebieten Recht (Birgit Jordan, Sandra Lippert, Guido Pfeifer), Mathematik (Christine Proust, Jim Ritter, Annette Warner (Imhausen)), Medizin (Mark Geller), Ritual (Andreas Pries) und Divination (Daliah Bawanypeck). Einleitend wurde jeweils eine Übersicht über ägyptische (Annette Warner (Imhausen)) und mesopotamische (Jim Ritter) Prozedurentexte gegeben.

Zwischen den einzelnen Prozedurentexten waren eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten festzustellen – dies war zum Teil in ähnlicher Form erwartet worden und bildete den Ausgangspunkt unseres Vorhabens. Zu den Gemeinsamkeiten gehören spezifische formale Strukturen, die sich in der Verwendung bestimmter grammatikalischer Formen als auch bestimmter Fachtermini ausdrücken.
Die parallele Verwendung der normativen Verbalform in Ritualtexten und mathematischen Texten stützt die Zusammengehörigkeit der „naturwissenschaftlichen“ Texte zu anderen Bereichen in der emischen Kategorisierung ägyptischen Wissens, die bisher getrennt voneinander untersucht wurden.

Ein weiterer Bereich, der in mehreren Quellen auffällig war, ist das implizite Wissen, das in den Prozeduren zum Teil nachgewiesen werden kann. Dies kann einem modernen Betrachter erhebliche Schwierigkeiten bereiten, ist jedoch andererseits ein interessanter Aspekt, den es näher zu untersuchen gilt: Was wird in den Prozedurentexten explizit vorgeschrieben, was wird implizit erwartet?

Der Workshop hat außerdem das Problem der abstrakten Charakterisierung von Prozedurentexten aufgeworfen. Während viele Beispiele offensichtlich Prozedurentexte im naiven Verständnis der Wortes waren, gab es auch Beispiele von Texten, die zwar eine Prozedur widerspiegelten, aber streng genommen nicht selbst Prozedurentexte waren; genauso gab es Textkorpora, z.B. divinatorische Texte, in denen nur ein Teil der Quellen wirkliche eigenständige Prozeduren darstellten.

Auf Grundlage der gewonnen Erkenntnisse und sich daraus ergebenden Fragen, wurde das Projekt in der zweiten Laufzeit fortgesetzt mit dem Projekt „Die Normativität formaler Ordnungen und Prozeduren in der Antike – Mathematische und rechtliche Regelsysteme im Vergleich“.


Aktuelles

Newsletter aus dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“

Zukünftig informiert ein Newsletter über aktuelle Veranstaltungen, Veröffentlichungen und wissenswerte Entwicklungen im Forschungszentrum „Normative Ordnungen“. Die erste Ausgabe finden Sie hier...

Nächste Termine

30. und 31. März 2023

XXIInd Walter Hallstein-Symposium: The Common Security and Defence of the EU - Perspectives from Member States. More...

13. April 2023, 20 Uhr

Lecture & Film „Kino am Abgrund der Moderne. Die Filme von Luis Buñuel“: Fernando Gonzalez de Leon (Springfield): Viridiana: Interpreting Buñuel’s Gothic Masterwork. Mehr...

-----------------------------------------

Neueste Medien

Sprache und Gewalt. Perspektiven aus Theorie und Praxis

Mit: Meron Mendel (Direktor der Bildungsstätte Anne Frank), Natasha A. Kelly (Kommunikationswissenschaftlerin & Autorin) und Nicole Rieber (Berghof Foundation, Globales Lernen für Konflikttransformation)
Moderation: Christopher Daase (Forschungszentrum TraCe) und Rebecca Caroline Schmidt (Clusterinitiative ConTrust, Normative Orders)
Dialogpanel im Rahmen der TraCe-Jahreskonferenz „Language(s) of Violence“

Was ist Befreiung?

Prof. Dr. Christoph Menke (Goethe-Universität, Normative Orders) im Gespräch mit Cord Riechelmann (Autor)
Gesprächsreihe "Frankfurter Schule"

Videoarchiv

Weitere Videoaufzeichnungen finden Sie hier...

Neueste Volltexte

Christoph Burchard und Finn-Lauritz Schmidt (2023)

Climate Crimes - A Critique. Normative Orders Working Paper 01/2023. Mehr...