Der geschichtliche Ort der historischen Forschung
Lehnswesen und Feudalismus als Konzepte normativer Ordnung im Zeitalter der Extreme
Tagung, 10. /11. Oktober 2019
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichtlichkeit ist eine notwendige Herausforderung, der sich die aktuelle Geschichtswissenschaft zu stellen hat und die keineswegs mit leerer Selbstreferentialität verwechselt werden darf. Vor diesem Hintergrund scheint es angebracht, über Möglichkeiten und Grenzen mediävistischer Wissenschaftsgeschichte zu diskutieren. Dieser Aufgabe will sich der zweitägige Workshop des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ anhand eines konkreten Beispiels – der Forschungen zu ‚Feudalismus‘ und ‚Lehnswesen‘ als Konzepte normativer Ordnung im Zeitalter der Extreme – annehmen.
Als Leitgedanke sollen dabei die ‚geschichtlichen Orte der historischen Forschung‘ in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses gestellt werden. Es geht also nicht darum, zu fragen, ob seit Otto Hintze ohnehin alles gesagt sei, wo sich Marc Bloch oder François Louis Ganshof irrten oder ob die Lehnswesenforschung der BRD der Feudalismusforschung der DDR überlegen gewesen sei. Vielmehr sollen die spezifischen Konstitutionsbedingungen des Wissens selbst aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen in den Blick genommen werden. Denn es ist eine zumindest erklärungsbedürftige Beobachtung, dass auf derselben Quellenbasis und in relativ konsistenter methodischer Herangehensweise (was aber ebenfalls zu hinterfragen ist) ganz unterschiedliche Bilder des Mittelalters elaboriert wurden.
Gebäude "Normative Ordnungen“
Raum 5.02
Max Horkheimer-Str. 2
60323 Frankfurt
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Organisation: Dr. Simon Groth (Postdoktorand am Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen")
Programm (pdf): Hier...
Programm:
Donnerstag, 10. Oktober 2019
14:00 Uhr
Simon Groth (Frankfurt a. M.)
Einleitung: Der geschichtliche Ort der historischen Forschung
14:45 Uhr
Caspar Ehlers (Frankfurt a. M.)
Rechtsarchäologie: Das Lehnswesen in Akten und Befunden
15:30 Uhr
Ewald Grothe (Wuppertal)
Von der hochmittelalterlichen Stammes-verfassung zum Staat des 19. Jahrhunderts. Otto Hintzes Feudalismus-Typologie
16:15 Uhr
Kaffeepause
16:45 Uhr
Gerhard Lubich (Bochum)
Die „Feudalgesellschaft“ und die III. Republik. Versuch einer zeitgemäßen Betrachtung
17:30 Uhr
Jochen Johrendt (Wuppertal)
Der Papst als Lehnsherr von König und Kaiser. Über die Geschichte eines Konzeptes
19:30 Uhr
Abendessen
Freitag, 11. Oktober 2019
09:00 Uhr
Hans-Henning Kortüm (Regensburg)
„Inneres Gefüge des Abendlandes“. Zu Genese und Funktion einer Ordnungssemantik im Werk Otto Brunners
09:45 Uhr
Jörg Schwarz (München)
„...die auch in schlimmester Zeit weiter-bestehenden lehnsrechtlichen Bindungen.“
Der frühe Konstanzer Arbeitskreis für mittel-alterliche Geschichte und seine Deutungen des Lehnswesens als dem eisernen Reif des mittelalterlichen Europa
10:30 Uhr
Simon Groth (Frankfurt a. M.)
„Der Bruch mit dieser Vergangenheit muss ein vollständiger sein“. Der Feudalismus als Zukunft der Vergangenheit in der Mittelalterforschung der DDR
11:15 Uhr
Kaffeepause
11:45 Uhr
Brigitte Kasten (Saarbrücken)
Erlebte Wissenschaftsgeschichte: Susan Reynoldsʼ Fiefs and Vassals und die deutsche Geschichtswissenschaft
12:30 Uhr
Thomas Martin Buck (Freiburg i. B.)
Lehnswesen und Feudalismus. Zur Revision eines wissenschaftlichen Konstrukts
13:15 Uhr
Abschlussdiskussion
14:00 Uhr
Tagungsende
Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen"