Workshop Normative Ordnungen in der Spannung zwisc
Der Sultan von Yogyakarta, wie hat er‘s mit der Religion?
Susanne Rodemeier
Islam mit universalem Anspruch existiert neben Islam, der eine lokale Ausprägung hat. In meinem Untersuchungsfeld gehören die Anhänger beider Formen des Islam der gleichen Ethnie an. Die einen rechtfertigen ihr Handeln mit dem Universalitätsanspruch ihrer Religion und die anderen mit der traditionellen Verankerung der gleichen Religion im lokalen Umfeld. In der javanischen Stadt Yogyakarta begründen beide Seiten ihr Handeln mit korrektem religiösem Verhalten und nutzen für die Durchsetzung ihrer Ideale bzw. ihrer Handlungsnormen auch lokale Gegebenheiten. Eine Schlüsselrolle in der Durchsetzung der jeweils angestrebten normativen Ordnung kommt dem lokalen Sultan zu. Damit ist das Spannungsfeld umrissen, das aus dem Sultan, den in der lokalen Tradition verankerten Muslimen und den Muslimen mit Universalitätsanspruch besteht.
Ich werde mich in meinem Vortrag mit dem Sultan als Individuum wie auch als Vertreter einer Institution befassen, um davon ausgehend, erneut einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und Handlungsmuster und tatsächlich durchgeführte Aktionen der genannten religiösen Pole klarer erkennen und beschreiben zu können. Das als Javanisch geltende kulturelle Ideal einer harmonischen und toleranten Gesellschaft, wird den theoretischen Rahmen meiner Überlegungen bilden.
Kaiserinnen im Visier der Bischöfe: Justina und Aelia Eudoxia – die Nachkommen der Isebel und Herodias?
Michaela Dirschlmayer
Die Glaubensgrundsätze des Christentums wurden im Römischen Reich der Spätantike gezielt zur Legitimation sowohl bestehender als auch neuer Machtpositionen eingesetzt. Der römische Kaiser fand in dieser Religion eine neue Herrschaftsdefinition und zugleich eröffneten sich ihm neue Handlungsspielräume um seine Herrschaft zu festigen. Infolgedessen überschneidet sich jedoch sein Aktionsradius mit jenem der kirchlichen Vertreter, wodurch die Entstehung von Konflikten zwischen kaiserlichem Hof und Kirche zu erwarten waren. An Hand zweier konkreter Fallbeispiele sollen Veränderungen in der römischen Herrschaftslegitimation und die damit verbundene Problematik aufgezeigt werden. Als Akteure stehen die römischen Kaiserinnen – die in dieser Zeit Macht und Schwäche zugleich demonstrieren – Iustina und Aelia Eudoxia im Konflikt mit den Bischöfen Ambrosius von Mailand und Johannes Chrysostomos in Konstantinopel im ausgehenden 4. Jh. im Mittelpunkt. Mittels biblischer Rechtfertigungsnarrative stellten die Bischöfe die durch das Christentum neu definierte legitime Stellung der Kaiserin und indirekt dadurch auch des römischen Kaisers in Frage.
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