Normative Ordnungen im Spannungsfeld der Kulturen: Universale Ansprüche und partikulare Überlegungen innerhalb der d’Alembertschen Wissensordnung
Marianne Schepers
Jean le Rond d’Alembert entwickelt 1751 im Discours Préliminaire, seiner Vorrede zu der von ihm und Diderot herausgegebenen berühmten Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des science des arts et des métiers, neben einer Genealogie der (Er)Kenntnisse eine Ordnung und Systematisierung aller Wissensbereiche, die er in seinem Essai sur les Éléments de Philosophie (1754) weiter ausbaut. Auch in seinen anderen Schriften und Artikel geht es immer wieder um Wissen, Wissensstrukturen und Wissensordnungen. Das den verschiedenen Teilbereichen der mathematiques zugeordnete Wissen nimmt in d’Alemberts Überlegungen einen hohen Stellenwert ein. Es handelt sich dabei jedoch keineswegs um ein rein abstraktes, von gesellschaftlichen und politischen Prozessen abgetrenntes Wissen, sondern im Gegenteil um ein Wissen, das eng mit den normativen Ordnungen der Gesellschaft in Zusammenhang steht. Ausgehend von dieser Wissensordnung und dem auf den ersten Blick scheinbar klaren universalen Anspruch, der damit verknüpft ist, stellt sich die Frage, ob sich dieser Anspruch uneingeschränkt aufrechterhalten lässt und wie er im Kontext von anderen Wissensbereichen und unter Berücksichtigung verschiedener kultureller Einflüsse zu interpretieren ist. Um sich dieser Frage anzunähern, sollen anhand von drei Texten exemplarisch universale Ansprüche und partikulare Überlegungen innerhalb der d’Alembertschen Wissensordnung herausgearbeitet und analysiert werden.