Revision und Normierung – Ordnungsstrukturen im Medium Sammelalbum
Barbar Segelken
In den 1870er Jahren kam in Deutschland ein neues Medium auf den Markt, das sich inner-halb kurzer Zeit als populäres Format etablierte. Sammelbilder mit Motiven aus Geschichte und Kultur, Wissenschaft und Technik, Sport und Politik wurden von nun an quer durch alle sozialen Schichten leidenschaftlich in Alben gesammelt, getauscht und verschenkt. Im Ge-gensatz zu Objekten, die durch den Akt der Selektion und Benennung einen besonderen Sta-tus erhalten, sind die Alben von sich aus in der Regel mit keinerlei Autorität ausgestattet. Sie sind Teil einer Alltags- und Populärkultur, und eben darin liegt ihre Relevanz. Der Beitrag rückt das Album als ein Medium in den Blick, das Funktionslogiken und Rezeptionskontexte in der Sinn- und Bedeutungszuschreibung adaptiert und gleichzeitig – in seiner spezifischen Handhabungsweise – unterläuft. Die seriellen Arrangements zeichnen sich durch Rückgriff auf eine Vielzahl von Vorlagen aus. Die dabei eingesetzten Wiederholungsstrategien sind nicht nur als ein Wiedersehen von bereits Bekanntem, sondern als Revision im Sinne einer Überprüfung oder Überarbeitung zu begreifen.