Die Freiheit der Kirche – von der Kirche
Jan-Markus Kötter
Seit dem vierten Jahrhundert sah sich die christliche Kirche im Römischen Reich mit einem christlichen Kaisertum konfrontiert. Durch die säkularen Sanktionspotentiale dieses christlichen Kaisertums bekamen einzelne kirchliche Gruppen die Möglichkeit, eigene Positionen auch gegen Widerstände anderer kirchlicher Gruppen durchzusetzen. Dies stellte die bisherigen kirchlichen Strukturen vor enorme Herausforderungen: Die beginnende Kooperation kirchlicher Instanzen mit säkularen Durchsetzungsmächten führte zu einer Ausweitung innerkirchlicher Konflikthaftigkeit, die nun um die Konfliktebene der Freiheit der Kirche ergänzt wurde. Ein innerkirchlicher Konflikt um die Autonomie orthodoxer Entwicklung setzte ein, der nun mit Unterstützung kaiserlicher Machtmittel ausgefochten werden konnte. In vielfältiger Weise verschränkten sich religiöse und politische Ansprüche und Argumente, ohne jemals gänzlich ineinander aufzugehen. Anhand des Beispiels der Synode von Serdika 342 soll exemplarisch gezeigt werden, wie die sich entwickelnden reichskirchlichen Zusammenhänge Inhalte und Argumente kirchlicher Konflikte änderten, und welche Rolle das Kaisertum in diesem Prozess spielte.