Der Sultan von Yogyakarta, wie hat er‘s mit der Religion?
Susanne Rodemeier
Islam mit universalem Anspruch existiert neben Islam, der eine lokale Ausprägung hat. In meinem Untersuchungsfeld gehören die Anhänger beider Formen des Islam der gleichen Ethnie an. Die einen rechtfertigen ihr Handeln mit dem Universalitätsanspruch ihrer Religion und die anderen mit der traditionellen Verankerung der gleichen Religion im lokalen Umfeld. In der javanischen Stadt Yogyakarta begründen beide Seiten ihr Handeln mit korrektem religiösem Verhalten und nutzen für die Durchsetzung ihrer Ideale bzw. ihrer Handlungsnormen auch lokale Gegebenheiten. Eine Schlüsselrolle in der Durchsetzung der jeweils angestrebten normativen Ordnung kommt dem lokalen Sultan zu. Damit ist das Spannungsfeld umrissen, das aus dem Sultan, den in der lokalen Tradition verankerten Muslimen und den Muslimen mit Universalitätsanspruch besteht.
Ich werde mich in meinem Vortrag mit dem Sultan als Individuum wie auch als Vertreter einer Institution befassen, um davon ausgehend, erneut einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und Handlungsmuster und tatsächlich durchgeführte Aktionen der genannten religiösen Pole klarer erkennen und beschreiben zu können. Das als Javanisch geltende kulturelle Ideal einer harmonischen und toleranten Gesellschaft, wird den theoretischen Rahmen meiner Überlegungen bilden.