Mittwoch, 18. November 2009, ab 18 Uhr c.t.
Campus Westend, Hörsaalzentrum HZ 3
Professor Dr. Franz von Benda-Beckmann, Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Halle)
Recht ohne Staat im Staat
Eine rechtsethnologische Betrachtung
Zur PersonFranz von Benda-Beckmann ist Professor (seit 2006 em.) und seit Juli 2000 (zusammen mit K. von Benda-Beckmann) Leiter der Projektgruppe “Rechtspluralismus” am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle. Er ist Honorarprofessor der Universität Leipzig für Ethnologie (2002) und der Universität Halle-Wittenberg für Rechtspluralismus (2004). Neben der empirischen Forschung gilt sein Interesse theoretischen und methodologischen Fragen der Rechtsethnologie. Neuere Veröffentlichungen: The power of law in a transnational world (Hrsg. zusammen mit Keebet von Benda-Beckmann und Anne Griffiths) 2009, Rules of law and laws of ruling. On the governance of law (Hrsg. zusammen mit Keebet von Benda-Beckmann und J. Eckert) 2009, Gesellschaftliche Wirkung von Recht: Rechtsethnologische Perspektiven (Hrsg. zusammen mit Keebet von Benda-Beckmann) 2007.
Zum Vortrag
Es gibt weitgehende Übereinstimmung darüber, dass der Begriff des Rechts nicht eine definitorische Bindung an die politische Organisation eines Staates voraussetzt. Zumindest im rechtsethnologischen Verständnis von Recht und Rechtspluralismus kann es Recht geben, das durch nicht-staatliche Akteure gemacht und gehandhabt wird, selbst wenn es in der staatlichen oder internationalen Rechtsordnung nicht als „geltendes Recht“ anerkannt wird. Das kann aber nicht heißen, dass der Staat und staatliches Recht die Entstehung und Handhabung eines derartigen Rechts nicht in hohem Maße beeinflussten. Der Vortrag möchte deutlich machen, dass Aussagen über „Recht ohne Staat“ in den gegenwärtigen komplexen Rechtsordnungen deshalb eine differenzierte Betrachtungsweise verlangen, und wie diese aus ethnologischer Sicht aussehen könnte.