Soziokulturelle Evolution und soziale Differenzierung: Das Studium der Gesellschaftsgeschichte und die beiden Soziologien der Transformation
Ringvorlesung des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen"
4. Mai 2016
Prof. Dr. Rudolf Stichweh (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ10
Abstract
Der Vortrag wird ‚Soziokulturelle Evolution‘ und ‚soziale Differenzierung‘ als die beiden soziologischen Theorien ergleichend analysieren, die sich für die Deskription und Erklärung des langfristigen Strukturwandels menschlicher Gesellschaften am besten eignen. Die Differenzierungstheorie hat ihren Schwerpunkt in einer historischen Makrosoziologie der Formen der Systembildung (Gruppen, tribale Verbände, Schichten, Kasten, Klassen, Organisationen, Funktionssysteme), deren Verschiedenheit und Sequenz die Gesellschaftsgeschichte bestimmt. Die Evolutionstheorie fügt dieser Zugangsweise eine Mikrosoziologie der basalen Einheiten der Strukturbildung (Erwartungen, Institutionen, Regeln, Meme, Symbole) hinzu, in denen Traditionen gespeichert und in die Variation inkorporiert wird. Wenn man dies so vorstellt, sind die beiden Theorien unweigerlich aufeinander angewiesen. Der Vortrag demonstriert dies in einer elementaren Rekonstruktion der Gesellschaftsgeschichte.
CV
Rudolf Stichweh ist Professor für Theorie der modernen Gesellschaft an der Universität Bonn. Er arbeitet auf dem Gebiet der Systemtheorie und der Theorien soziokultureller Evolution. Die Begriffe und die Theorien, die er diesen intellektuellen Traditionen verdankt, benutzt er in den Untersuchungs- zusammenhängen, die ihn vor allem interessieren: dem Studium der Strukturtransformationen menschlicher Gesellschaften von der Entstehung des Homo Sapiens bis zur Weltgesellschaft der Gegenwart; dem vergleichenden Studium der Funktionssysteme als der dominanten Form der Strukturbildung der Weltgesellschaft des 18. – 21. Jahrhunderts. Unter den Funktionssystemen wiederum konzentriert er sich besonders auf die demokratischen und autoritären politischen Systeme der Gegenwart und auf die primären Institutionen des Wissens und der Wissenschaft. Bücher: Die Weltgesellschaft (2000); Der Fremde (2010); Wissenschaft, Universität, Professionen (2. Aufl. 2013, Bd. 2 i. Vb.); Inklusion und Exklusion (2. Aufl. 2016); Theorie der Weltgesellschaft (i. Vb.).
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Veranstalter:
Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen" in besonderer Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften und dem SFB "Schwächediskurse und Ressourcenregime"
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