Herausbildung der Präferenzen für Demokratie und Marktwirtschaft in Afrika südlich der Sahara
Projektleiterin: Prof. Dr. Nicola Fuchs-Schündeln
Diese Projekt untersuchte die Determinanten von Unterstützung von Demokratie weltweit, mit einem besonderen Fokus auf Afrika. Eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Demokratisierung eines Landes ist die Akzeptanz dieses Regierungssystems in der Bevölkerung. Während inhärente Präferenzen für wirtschaftliche Systeme in den Wirtschaftswissenschaften normalerweise als konstant angesehen werden, wurde in jüngeren Forschungsarbeiten nachgewiesen, dass ein gewisser “Gewöhnungseffekt” in dem Sinne besteht, dass die Unterstützung eines wirtschaftlichen Systems in der Bevölkerung tendenziell wächst, je länger dieses besteht. In der politischen Forschung konnte ein solcher Gewöhnungseffekt noch nicht kausal hergeleitet werden. Die Frage der Determinanten der Unterstützung der Demokratie ist besonders wichtig für Afrika, da sich viele afrikanische Staaten noch im Übergang von autoritären zu demokratischen Systemen befinden, wie z.B. die Staaten des "Arabischen Frühlings". Autoritäre Systeme könnten einerseits die Präferenzen der Bevölkerung nachhaltig dahingehend geprägt haben, dass ein solcher Führungsstil bevorzugt wird, oder aber andererseits den Wunsch nach Demokratie und starker Eigenverantwortung im wirtschaftlichen Bereich hervorrufen.
Basierend auf Daten des World Values Survey und des Afrobarometer aus 104 Ländern ist es in diesem Projekt gelungen, endogene politische Präferenzen nachzuweisen. Je länger eine Person unter einem demokratischen Regime gelebt hat, umso stärker ist die Unterstützung des Regimes. Ein kausaler Effekt kann nachgewiesen werden, indem Unterschiede im sogenannten "demokratischen Kapitalstock" auf individueller Ebene ausgenutzt werden. Diese sind getrieben von Unterschieden im individuellen Alter und in der Geschichte der 104 Länder. Dadurch kann in der Analyse für Faktoren auf der Jahres-Länder Ebene kontrolliert werden, die auch die Unterstützung beefinlussen sollten, wie zum Beispiel die Qualität der politischen Institutionen und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Dieses Projekt wurde in Koautorenschaft mit Matthias Schündeln durchgeführt.
Vorträge des Projektes wurden gehalten in Seminaren an den Universitäten Göttingen, Bocconi und Universität zu Köln, sowie auf der Annual Conference der Society of Economic Dynamics.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden publiziert als: Fuchs-Schündeln, Nicola/Schündeln, Matthias (2015): “On the Endogeneity of Political Preferences: Evidence from Individual Experience with Democracy”, Science 347(6226), 1145-1148.
Zudem wurden die Ergebnisse auch in folgenden Artikeln diskutiert:
"Das passt so", Wissenschaftsteil der Süddeutschen Zeitung vom 6.3.2015
"Demokraten aus Gewohnheit", Tagesspiegel, 6.3.2015
"Demokratie mit der Zeit beliebter", Frankfurter Allgemeine Zeitung (Rhein-Main Zeitung), 17.3.2015
"Demokratie: Gewohnheit macht Unterstützer", Bild der Wissenschaft, 6.3.2015
"Immer mehr Demokratien, dennoch in der Krise", ORF, 9.3.2015