Forschungsprojekte 2012-2017

Professur des Exzellenzclusters – Transnationales Regieren

Prof. Dr. Jens Steffek

Die Professur für „Transnationales Regieren“ liegt an der Schnittstelle zwischen der traditionellen Analyse internationaler Beziehungen, der Forschung zu grenzüberschreitend agierenden gesellschaftlichen Akteure und normativen Fragestellungen der politischen Theorie, insbesondere der Demokratietheorie. Verknüpft werden diese verschiedenen Stränge der Forschung durch die inhaltliche Schwerpunktsetzung des Arbeitsbereichs auf Fragen der Legitimität von Regieren jenseits des Nationalstaats.

Legitimation als sozialer Prozess und Legitimität als dessen Resultat sind Phänomene, die sich durch die enge Verklammerung einer empirischen und einer normativen Dimension auszeichnen, und zwar in dem Sinne, dass im Konzept der Legitimität die empirische Geltung einer politischen Ordnung abhängig gemacht wird von normativen Erwägungen der Richtigkeit und Angemessenheit. Ausgehend von diesem Kernkonzept und einem ebenso empirisch-analytischen wie normativ-theoretischen Erkenntnisinteresse versuchen wir im Arbeitsbereich eine neue, kritische Perspektive auf die politische Bearbeitung grenzüberschreitender Probleme und Konflikte zu entwickeln.

Die Forschungsaktivitäten lassen sich grob in drei Teilbereiche gliedern: 1. werden Legitimationsnarrative internationalen Regierens untersucht, wobei die nicht auf demokratischer Partizipation und Kontrolle basierenden Rechtfertigungen internationaler Organisationen als funktionale Agenturen im Mittelpunkt stehen. 2. Untersucht die Professur die Legitimationspotenziale zivilgesellschaftlicher Partizipation die u.a. im Rahmen der Institutionalisierung zivilgesellschaftlicher Beteiligung in internationalen Organisationen. Und 3. wurde der Zusammenhang der globaler Ordnung und der sozialen Frage in Rückblick auf das 20. Jhdt. wie auch in Hinblick auf aktuelle Entwicklungen, wie im Rahmen der jüngsten Klimaschutzabkommen untersucht.

Ad 1) Die zentrale These ist, dass das Vordringen internationaler Organisationen (gouvernmentaler wie nicht-gouvernmentaler) seit dem 19. Jahrhundert als Teil der von Weber dargestellten Bürokratisierung politischer Herrschaft verstanden werden muss und daher nur rational-legal legitimiert werden kann.

Ad 2) Die zentrale Erkenntnis dabei ist, dass die Teilnahme nicht-staatlicher Akteure am Regierungsprozess zwar im begrenzten Maß politische Öffentlichkeit herstellen kann, der Grundtendenz hin zu einer Technokratisierung transnationalen Regierens jedoch kaum entgegenwirkt.

Ad 3) Zum möglichen Ende des redistributiven Multilateralismus scheint es so, als habe die in Kopenhagen begonnene und 2015 in Paris bestärkte Wende der Klimapolitik von rechtlich abgesicherten hin zu freiwilligen Verpflichtungen auch die Gerechtigkeitskonzeption der globalen Klimapolitik verändert, indem sie die traditionell wichtige Begründungsfigur des Ausgleichs historischen Unrechts außer Kraft setzt.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Holthaus, Leonie & Jens Steffek: “Experiments in International Administration. The Forgotten Functionalism of James Arthur Salter”, in: Review of International Studies 42(1), 2016, pp. 114-135.

McGee, Jeffrey & Jens Steffek: “The Copenhagen Turn in Global Climate Governance and the Contentious History of Differentiation in International Law”, in: Journal of Environmental Law Vol. 28(1), 2016, pp. 37-63.

Steffek, Jens: “Max Weber, Modernity and the Project of International Organization”, in: Cambridge Review of International Affairs, FirstView, DOI: 10.1080/09557571.2015.1020481, 2015.

Steffek, Jens. “The Cosmopolitanism of David Mitrany: Equality, Devolution, and Functional Democracy beyond the State”, International Relations 29(1), 2015,  pp. 23-44.

Steffek, Jens: „Fascist Internationalism“, in: Millennium: Journal of International Studies 44(1), 2015, pp. 3-22.

Professur des Exzellenzclusters – Professur für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt im internationalen Immaterialgüterrecht

Prof. Dr. Alexander Peukert

Die Clusterprofessur von Alexander Peukert hat ihren Forschungsschwerpunkt im Recht des geistigen Eigentums (intellectual property, IP) sowie im Wettbewerbsrecht. Im Zentrum des Forschungsinteresses stehen die theoretischen Grundlagen dieser Rechtsgebiete und ihre Dogmatik unter besonderer Berücksichtigung internationaler Aspekte. Bezüge zum interdisziplinären Forschungsprojekt des Clusters bestehen dabei in zweierlei Hinsicht. Zum einen wurde erforscht, mit welchen Begriffen und Narrativen die Expansion des internationalen Immaterialgüterrechts als heute praktisch universell anerkannte Rechtsordnung vonstattenging. Zum anderen wurde mit Blick auf das Spannungsfeld zwischen strikt nationalstaatlich-territorialer IP-Regulierung einerseits und globaler Wirtschaft und Kommunikation andererseits gefragt, inwieweit sich ein Recht jenseits des Staates bzw. im Schatten des Staates herausbildet, insbesondere in Gestalt von Kooperationen zwischen privaten und staatlichen Akteuren.
Zur Theorie des Immaterialgüter- und Wettbewerbsrechts legte Alexander Peukert 2012 eine grundlegende Monografie zum Begriff, zur Funktion und zur Dogmatik der Gemeinfreiheit im deutschen und europäischen Recht vor. In einem 2013 auf Deutsch und 2015 auf Englisch erschienenen Aufsatz entwickelte Peukert eine Theorie zweier unterschiedlicher Kommunikationskulturen, die im Internet koexistieren und deren Koexistenz rechtlich reguliert wird. In einer von Peukert betreuten Dissertation sowie mehreren Aufsätzen wurden die Narrative und zentralen Begriffe analysiert, auf denen das inzwischen praktisch universell anerkannte Urheber- und sonstige Immaterialgüterrecht beruhen. Zur Erklärung der Herausbildung und Expansion dieses Rechtsgebiets zog Peukert ferner sozialwissenschaftliche Theorien heran, insbesondere Karl Polanyis „Great Transformation“. Aus sozialtheoretischer Perspektive wurden auch das Schnittfeld von Urheber- und Wissenschaftsrecht sowie Ökonomisierungsphänomene am Beispiel des Rechts gegen unlauteren Wettbewerb beleuchtet. Im Grenzbereich zwischen Rechtstheorie und Rechtsdogmatik liegen ferner die Forschungsarbeiten im Rahmen des Clusterprojekts „Transnationale Regulierung geistigen Eigentums durch Kooperation“.
Aus den rechtsdogmatischen Forschungen der Professur sind umfangreiche Kommentierungen in Großkommentaren zum Urheber- und Lauterkeitsrecht sowie die Neubearbeitung der 17. Auflage eines Standardlehrbuchs zum Urheberrecht hervorzuheben.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Peukert, Alexander: Die Gemeinfreiheit. Begriff, Funktion, Dogmatik (Geistiges Eigentum und Wettbewerbsrecht, Band 63), Tübingen: Mohr Siebeck, 2012, VIII, 321 pages.

Peukert, Alexander: Das Urheberrecht und die zwei Kulturen der Online-Kommunikation, GRUR-Beilage 2014, pp. 77-93; english version: “Copyright and the Two Cultures of Online Communication”, in: Paul L.C. Torremans (ed), Intellectual Property Law and Human Rights, 3rd ed. 2015, pp. 367-395.

Peukert, Alexander: “Intellectual property: the global spread of a legal concept”, in: P. Drahos/G. Ghidini/H. Ullrich (eds.): Kritika - Essays on Intellectual Property, Vol. 1, 2015, pp.114-133.

Peukert, Alexander: „Vom Warenzeichen zum Markeneigentum. Ein polanyischer Erklärungsversuch“, in: W. Büscher, et al. (ed.): Marktkommunikation zwischen Geistigem Eigentum und Verbraucherschutz. Festschrift für Karl-Heinz Fezer zum 70. Geburtstag, 2016, pp.405-426.

Nazari-Khanachayi, Arian: Rechtfertigungsnarrative des Urheberrechts im Praxistest: Empirie zur Rolle des Urheberrechts, Diss. Frankfurt am Main, Tübingen: Mohr Siebeck, 2016, 272 pages.

Die wichtigsten Veranstaltungen dieser Professur des Exzellenzclusters:

International Conference: Normative Orders of the Digital, July  6-7, 2017 (co-organized with C. Burchard und C. Daase).

Workshop Series: „International and Interdisciplinary Perspectives on Intellectual Property“, 2011-2017; with (among others): Susan Sell (George Washington U), Dan Burk (UC Irvine), Graeme Dinwoodie (Oxford), Jayashree Watal (WTO), Barton Beebe (NYU).

Lecture Series: „Frankfurter Abendkolloquium zum Immaterialgüterrecht“, with (among others): Karl-Nikolaus Peifer (Köln), Annette Kur (München), co-organized with Louis Pahlow.

Professur des Exzellenzclusters – Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie

Prof. Dr. Christoph Burchard

Die breite Denomination der Mitte 2015 eingerichteten Professur spiegelt ihre ebenso breite Ausrichtung in Forschung und Lehre wider. Die Professur vertritt das deutsche Straf- und Strafprozessrecht einschließlich des Wirtschaftsstrafrechts und des Strafverfassungsrechts ebenso wie die Internationalisierung und Europäisierung der Strafrechtspflege. All dies wird insbesondere vor der Folie der Rechtsvergleichung und der Rechtstheorie reflektiert.

Die clusterprogrammatische Interdisziplinarität der durch die Professur verfolgten Forschung und Lehre zeigt sich in den Brückenschlägen zu anderen juristischen Fachgebieten (wie im generischen, durch den Inhaber der Professur geprägten Begriff des Strafverfassungsrechts offenbar wird), zur Politikwissenschaft und zur politischen Philosophie (wie das Clusterforschungsprojekt zur normativen Offenheit der Völkerstrafrechtspflege verdeutlicht). Die Internationalisierung und Europäisierung der Strafrechtspflege liefert reiches Anschauungsmaterial für die Herausbildung neuer (man denke an die Völkerstrafrechtsordnung) wie auch für die Transformation bestehender normativer Ordnungen (man denke an die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen, die gerade in Europa zur Verbundstrafrechtspflege mutiert). Diese Prozesse werden im Lichte des grundlegenden Forschungsprogramms des Clusters untersucht, wobei insbesondere im Anschluss an den Forschungsschwerpunkt 3 die inter- wie auch intrajurisdiktionelle Konkurrenz verschiedener normativer Ordnungsvorstellungen in den Blick genommen wird.

Im Hinblick auf das nationale deutsche Strafrecht liegt der Fokus auf den tiefgehenden, häufig international oder europäisch induzierten Wandlungsprozessen der Strafrechtspflege. So wandelt sich etwa das Wirtschaftsstrafrecht zu einem „normalen“ regulatorischen Steuerungsinstrument und brechen die Rationalitäten des Strafverfassungsrechts der (demokratischen) Politisierung des Strafrechts Bahn. Ein weiteres Hauptinteresse gilt der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen, insbesondere den sich dabei auftuenden Supranationalisierungs- (man denke an die anstehende Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft) wie auch Privatisierungsprozessen (man denke an die Angewiesenheit nationaler Strafverfolger auf die Kooperation mit privaten Internetdiensteanbietern). Zu all dem gesellt sich die grundlagentheoretische Fokussierung der Rechtsvergleichung und der Rechtstheorie, die insbesondere auf der wissenschaftstheoretischen Grundlage des epistemologischen Pluralismus betrieben wird.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Burchard, Christoph: „Strafverfassungsrecht: Vorüberlegungen zu einem Schlüsselbegriff“, in: Tiedemann/Sieber/Satzger/Burchard/Brodowski (eds.), Die Verfassung moderner Strafrechtspflege – Erinnerung an Joachim Vogel, Baden-Baden: Nomos, 2016, pp. 27-61.

Burchard, Christoph: „Commentary on Art. 27 Rome Statute (Irrelevance of official capacity)”; “on Art. 71 Rome Statute (Sanctions for misconduct before the Court)”, in: Triffterer & Ambos (eds.), The Rome Statute of the International Criminal Court - A Commentary, München/Oxford: Beck/Hart, 2016, pp. 1037-1055, pp. 1760-1774.

Burchard, Christoph: „Kommentierung von § 13 StGB (Unterlassen)“, in: Leitner & Rosenau (eds.): Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, Baden-Baden: Nomos, 2017, S. 1047-1066.

Burchard, Christoph: „Kommentierung von Vor § 1 IRG (Gesetz über Internationale Rechtshilfe in Strafsachen)“, in: Grützner/Pötz/Kreß (ed.), C.F. Müller, forthcoming 2017, ca. 300 pages.

Burchard, Christoph: “Judicial Dialogue in Light of Comparative Criminal Law and Justice”, in: P. Lobba & T. Mariniello (eds.), Judicial Dialogue on Human Rights: The Practice of International Criminal Tribunals, Brill|Nijhoff, forthcoming 2017.

Die wichtigsten Veranstaltungen dieser Professur des Exzellenzclusters:

AK Europäisches Strafrecht, Co-Initiator and organizer of the first workshop, June 23-24 2016, Frankfurt a.M.; Co-Initiator and organizer of the second workshop, April 27-28 2017, Zurich.

International Lecture Series „Strafrechtspflege zwischen Purismus und Pluralität“, Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“, Summer Term 2017, Frankfurt a.M., Organizer.

Workshop „Normative Orders of the Digital“, Co-Organizer, first workshop of the research group „Internet und Gesellschaft”, Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“, July 6-7 2017, Frankfurt a.M.

Workshop on Comparative Constitutional Criminal Justice, Organizer, scheduled for July 10 2017, Frankfurt a.M.

Interdisciplinary Seminar „Nationale Widerstände gegen die Internationalisierung des Strafrechts“, in cooperation with Prof. Dr. Jens Steffek (TU Darmstadt; Principal Investigator of the Cluster of Excellence „The Formation of Normative Orders“), scheduled for winter term 2017/2018.

Professur des Exzellenzclusters – Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnung

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff

Die Clusterprofessur „Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen” analysiert Formen und Praktiken von Widerstand innerhalb normativer Ordnungen und untersucht, wie Ordnungen auf diese reagieren und mit ihnen zusammenhängen. Die Forschungsprojekte an der Professur fokussieren darauf, wie sich Herrschaft in normativen Ordnungen konstituiert und wandelt und welche Rolle Widerstand dabei spielt. Konkrete Projektschwerpunkte liegen auf Formen der Sicherheitsprivatisierung als spezifische Herrschaftsstrategie und zugleich Herausforderung für Herrschaftsordnungen, (2) auf Konflikten über internationalen Normen und Institutionen und (3) Radikalisierungsprozessen in ihrem Zusammenhang mit Herrschaftsausübung.

(1) Die Privatisierung von Sicherheitsgewährleistung hat über die letzten Jahrzehnte stetig zugenommen, so dass inzwischen von einer vielfaltigen Sicherheitsgovernance gesprochen wird, die zunehmend in Co-Produktion privater und hoheitlicher Akteure vonstattengeht. Daraus haben sich grundsätzliche Legitimations- und Legitimitätsprobleme ergeben, die die Forschungsprojekte an der Professur thematisiert haben. Im Vergleich der Sicherheitsprivatisierung zwischen Deutschland und den USA einerseits, schwachen und starken Staaten andererseits ließ sich zeigen, dass starke Staaten  bzw. ihre Regierungen Sicherheitsprivatisierung vor allem als eine Herrschaftstechnik anwenden, um mehr Autonomie gegenüber Parlamenten und Öffentlichkeiten zu gewinnen, während schwache Staaten oftmals kaum andere Optionen haben als zu privatisieren. Entsprechend sind die Konsequenzen sowohl mit Blick auf die Legitimität  als auch Effektivität von Sicherheitspolitik in schwachen Staaten weit negativer als in starken Staaten. Aus diesem Forschungsschwerpunkt sind sowohl eine Expertise für das Forschungsforum „Öffentliche Sicherheit” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hervorgegangen als auch zahlreiche Publikationen.
(2) Konflikte über internationale Normen und Institutionen werden seit Jahren kontrovers diskutiert unter der Frage, wann solche Konflikte bzw. konkret Kontestation zu einer Schwächung von Normen führen und wann sie sie gegebenenfalls sogar stärken können. In diesem Forschungsschwerpunkt wurden über empirische Fallstudien zu stark umstrittenen Normen (darunter etwa das Folterverbot, das Verbot kommerziellen Walfangs, die Internationale Schutzverantwortung oder die Kaperschifffahrt) die Hypothese geprüft, dass der Effekt auf die Robustheit von Normen von der Art der Kontestation abhängt. Dabei konnten wir zeigen, dass Anwendungskontestation kaum negative Effekte auf die Robustheit von Normen hat, während Begründungskontestation mit hoher Wahrscheinlichkeit schwächende Effekte zeitigt. Momentan liegt ein internationales special issue im Begutachtungsverfahren bei einem führenden IB-Journal. Weitere Publikationen sind bereits erschienen. Zusätzlich ist aus dem Forschungszusammenhang der Impetus für die Gründung einer Themengruppe „Normenforschung” in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) entstanden, die im März 2017 mit einem ersten Workshop im Exzellenzcluster die Arbeit aufgenommen hat.

(3) Der übergreifende Fokus der Professur liegt vor allem auf der Analyse des Zusammenspiels von Widerstand und Herrschaft. In den vergangenen Jahren wurde in Zusammenarbeit mit der Clusterprofessur „Internationale Organisationen” eine Forschungsgruppe „Internationale Dissidenz” aufgebaut, die fünf Drittmittelprojekte, die zu diesem Zusammenhang forschen, ebenso zusammenbringt, wie eine ganze Reihe von Promovierenden und PostDocs, die einen ähnlichen Forschungsfokus teilen. Die Forschungsgruppe hat eine kontinuierliche Vortragsreihe etabliert (Protest – Widerstand  - Aufstand. Streit um politische Ordnung), mehrere nationale und internationale Konferenzen und Workshops organisiert, die inzwischen auch mehrere Publikationen hervorgebracht haben und noch bringen werden. Ebenso sind in diesem Zusammenhang auch neue Drittmittelinitiativen entstanden.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Deitelhoff, Nicole: „Billiges Gerede und leeres Geschwätz? Was ist eigentlich geblieben von der ZIB-Debatte?“ in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen 24: 1, 2017, forthcoming

Deitelhoff, Nicole/ Priska Daphi/Dieter Rucht/ Simon Teune (eds.): „Protest und Bewegungen im Wandel?“, Sonderheft: Leviathan, Baden-Baden: Nomos, 2017, forthcoming.

*Deitelhoff, Nicole/Christopher Daase/Ben Kamis/ Jannik Pfister/Philip Wallmeier (eds.): Herrschaft in den Internationalen Beziehungen, Wiesbaden: Springer, 2017.

*Deitelhoff, Nicole & Christopher Daase: “Jenseits der Anarchie: Widerstand und Herrschaft im internationalen System“,in: Politische Vierteljahresschrift 56: 2, 2015, 299-318.

*Deitelhoff, Nicole & Michael Zürn, “Internationalization and the State. Sovereignty as the External Side of Modern Statehood”, in: S. Leibfried/E. Huber/M. Lange/ J.D. Levy/J.D. Stephens (eds.): The Oxford Handbook of Transformations of the State, Oxford: Oxford University Press, 2015.

Deitelhoff, Nicole & Christopher Daase: Privatisierung der Sicherheit. Eine sozialwissenschaftliche Studie, Schriftenreihe Sicherheit Nr. 11, Berlin: Freie Universität Berlin, 2013-09.

Die wichtigsten Veranstaltungen dieser Professur des Exzellenzclusters:

„Begriff und Phänomen der Norm“: Workshop of the newly founded working  group (Themengruppe) „IB-Normenforschung“  of the German Political Science Association (GPSA) at the Cluster of Excellence, „The Formation of Normative Orders“, March 29-30, 2017.

International Conference: „International Dissidence. Rule and Resistance in a globalized world“,  Goethe-University Frankfurt, March  2-4, 2017.

Lecture Series: „Protest - Widerstand - Aufstand. Streit um politische Ordnungen", November 2015 – July 2017, (co-organized with Christopher Daase)

Three panels organized by the Research Group “Internationale Dissidenz” at the  4th Global International Studies Conference of the World International Studies Committee (WISC),  August 6– 9, 2014, Frankfurt/M.

“IPA (International Public Authority) Meets Dissidenz“, interdisciplinary workshop with Armin von Bogdandy, Goethe University, Building „Normative Orders, April 4, 2014.

Professur des Exzellenzclusters – Wissenschaftsgeschichte der vormodernen Welt

Prof. Dr. Annette Warner (Imhausen)

Zwei Themen stehen im Fokus der wissenschaftlichen Ausrichtung der Clusterprofessur: 1.) die Erforschung der vormodernen Wissenschaften, insbesondere der altägyptischen und mesopotamischen wissenschaftlichen Praktiken und ihrer Ausprägungen; sowie 2.) die Historiographie der vormodernen, insbesondere frühen antiken wissenschaftlichen Quellen.

Normative Ordnungen (und ihre Veränderungen) werden dabei im Bereich der frühen Wissenschaften durch die Analyse der wissenschaftlichen Quellen gefasst, denn die wissenschaftlichen Texte bilden formal strukturierte Normensysteme. Die Bedeutung kasuistischer Verfahren, regionaler und temporaler Einflüsse sowie die Notwendigkeit von Konsistenz und Kohärenz in ihrer logischen Struktur lassen Aussagen über die Beschaffenheit von Ordnungssystemen zu, die auch für die Forschung zu neueren und neusten Entwicklungen relevant sein können.

Die Forschung der Professur ist grob in drei Bereiche zu gliedern:

1.) Die Entwicklung der ägyptischen Mathematik von der Erfindung des Zahlensystems bis in die griechisch-römische Zeit
Die Entwicklung der ägyptischen Mathematik kann über einen Zeitraum von insgesamt 3000 Jahren vor dem Hintergrund verschiedener sozialer und kultureller Konstellationen verfolgt werden (Publikation: Ancient Egyptian Mathematics. A contextual history). Am detailliertesten ist dies zu den Zeiten möglich, aus denen sogenannte mathematische Texte vorliegen (Mittleres Reich und griechisch-römische Zeit). Diese sind entsprechend ihres prozeduralen Charakters als Algorithmen analysierbar (laufendes Projekt).

2.) Die Normativität formaler Ordnungen und Prozeduren in der Antike. Mathematische und rechtliche Regelsysteme im Vergleich
Zentrales Clusterprojekt, siehe Bericht: http://www.normativeorders.net/de/forschung/forschungsprojekte-2012-2017/66-forschung/forschungsprojekte-2012-2017/1316-die-normativitaet-formaler-ordnungen-und-prozeduren-in-der-antike-mathematische-und-rechtliche-regelsysteme-im-vergleich

3.) (Buchprojekt Daliah Bawanypeck) „Mesopotamische Gelehrte und ihre Texte – Normative Ordnungen und keilschriftliche Wissenskonzepte“ (ursprünglicher Arbeitstitel: Zur Funktion von Normierungen bei der Wissensüberlieferung in Mesopotamien)
Das Buchprojekt von Daliah Bawanypeck „Mesopotamische Gelehrte und ihre Texte – Normative Ordnungen und keilschriftliche Wissenskonzepte“ (ursprünglicher Arbeitstitel: Zur Funktion von Normierungen bei der Wissensüberlieferung in Mesopotamien) wurde weitergeführt. Die Studie, die sich mit keilschriftlichen Wissenstexten, schriftkundigen Experten und den Orten der Wissensakkumulation befasst, soll veranschaulichen, unter welchen Voraussetzungen sich die mesopotamischen Wissenskulturen bildeten, wer die Wissensträger waren und welche Erkenntnisprozesse und Instrumentarien bei der Herausbildung, Etablierung, Tradierung und Entwicklung von verschriftetem Wissen eine Rolle gespielt haben.

Die zentralen Ergebnisse lassen sich dabei wie Folgt skizzieren: In einer Publikation zu zwei Workshops aus der ersten Laufzeit des Clusters wurden insgesamt acht Fallstudien aus den Wissensgebieten Medizin, Magie und Ritual, Astronomie, Mathematik und Recht zur Analyse wissenschaftlicher Quellen im Bereich der frühen Wissenschaften untersucht. Da verschriftetes Wissen in beiden Kulturen geplant bewahrt und weitergegeben wurde, können sich die Paradigmen der institutionellen Wissensbewahrung in den Texten widerspiegeln. Die Fallstudien bieten sowohl Übersichten über die Texttraditionen einiger Wissensgebiete als auch Betrachtungen besonderer Aspekte bestimmter Textkorpora.
In der Monographie zur ägyptischen Mathematik wurde erstmalig eine Geschichte der ägyptischen Mathematik vorgelegt, die mit der Erfindung des Zahlensystems beginnt und mit den letzten indigenen demotischen Quellen endet. Für die Beschreibung der einzelnen Epochen wurde dabei die ägyptische Mathematik jeweils in ihren sozialen und kulturellen Kontext eingebettet, um die Entwicklungen besser verstehen zu können.

Im Anschluss an die Tagung und Publikation „Writing of Early Scholars in the Ancient Near East, Egypt, Rome and Greece“, die sich mit Übersetzungen antiker wissenschaftlicher Texte beschäftigte, wurde im Anschlussprojekt ein Handbuch zum Übersetzen früher wissenschaftlicher Texte erarbeitet und inzwischen vorgelegt. Dort werden von Experten für die einzelnen Kulturen Fallbeispiele aus den Bereichen der antiken Heilkunde, Astronomie, Astrologie und Mathematik benutzt um so an konkreten Beispielen Vorschläge zu machen, wie beim Übersetzen vormoderner wissenschaftlicher Texte zu verfahren ist. Die einzelnen Beiträge stellen außerdem fachspezifische Hinweise auf Übersetzungs- und Kommentierungswege sowie fachbezogene Übersichten über Hilfsmittel zur Verfügung, die das Übersetzen, das Verständnis und die Bewertung bereits vorhandener Übersetzungen antiker wissenschaftlicher Texte erleichtern sollen.

In der Untersuchung „Mesopotamische Gelehrte und ihre Texte – Normative Ordnungen und keilschriftliche Wissenskonzepte“ konnte gezeigt werden, dass die mesopotamische Gelehrsamkeit auf Verfahren bzw. Bedingungen (z.B. Systematisierung von Wissen in Form von Listen; auf der Funktionsweise der Keilschrift basierende Hermeneutik; bilinguale Schreiberausbildung) beruht, die schon seit Beginn der Schrifterfindung angelegt waren und sich im Laufe von drei Jahrtausenden weiter ausgeprägt haben.

Die wichtigsten Publikationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

Imhausen, Annette: Ancient Egyptian Mathematics. A Contextual History, Princeton: Princeton University Press, 2016.

Imhausen, Annette & Tanja Pommerening (eds.): Translating Writings of Early Scholars in the Ancient Near East, Egypt, Greece and Rome. Methodological Aspects with Examples (Beiträge zur Altertumskunde 344), Berlin: de Gruyter, 2016.

Bawanypeck, Daliah & Annette Imhausen (eds.): Traditions of Written Knowledge in Ancient Egypt and Mesopotamia (Alter Orient und Altes Testament 403), Münster: Ugarit, 2014.

Imhausen, Annette & Tanja Pommerening (eds.): Writings of Early Scholars in the Ancient Near East, Egypt, Rome and Greece (Beiträge zur Altertumskunde 286), Berlin: de Gruyter, 2010.

Bawanypeck, Daliah & Annette Imhausen: "Mesopotamien und Ägypten", in: M. Sommer/ S. Müller-Wille/C. Reinhardt (eds.), Handbuch Wissenschaftsgeschichte, Stuttgart: J.B. Metzler, 2017, pp. 108-117.

Die wichtigsten Veranstaltungen und Präsentationen dieser Professur des Exzellenzclusters:

International Conference: Joint Maths Meeting in San Antonio, USA, January 2015.

International Conference: “History of ancient Astronomy and Mathematics”  in Xi’an, China, August 23-29, 2015.

Public Lecture: “Schriftentstehung in Ägypten und Mesopotamien”, Goethe Lectures, Offenbach, Germany, October 12, 2015.

2nd annual Huxley Lecture on the History of Mathematics, Maynooth University, Irland, April 24, 2017.


Aktuelles

Nicole Deitelhoff erhält LOEWE-Spitzen-Professur an Goethe-Universität und HSFK

Die Co-Sprecherin des Forschungszentrums "Normative Ordnungen" Prof. Nicole Deitelhoff erhält eine LOEWE-Spitzen-Professur des Landes Hessen. Wir freuen uns, dass diese Förderung ihre Forschungen zur Produktivität von Konflikten auch weiterhin fruchtbar machen wird. Weitere Informationen: Hier...

Normative Orders Newsletter 02|23 erschienen

Der Newsletter aus dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ versammelt Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Neuigkeiten und Veröffentlichungen. Zur zweiten Ausgabe: Hier...

Nächste Termine

7. Juni 2023, 18.15 Uhr

Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutschen Bank AG: "Das Bauwerk der Demokratie": Prof. Dr. Andreas Fahrmeir (Goethe-Universität, Normative Orders): Demokratie, Nation und Europa – damals und heute. Mehr...

7. Juni 2023, 18.15 Uhr

Vortragsreihe 100 Jahre Georg Lukács „Geschichte und Klassenbewusstsein“: Mariana Teixeira (Freie Universität Berlin): Lukács, Feminism, and the Revolutionary Standpoint Today. Mehr...

14. Juni 2023, 16 Uhr

Public lecture and discussion: Solidarity in Place? Hope and Despair in Postpandemic Membership. Mehr...

14. Juni 2023, 18.15 Uhr

Kantorowicz Lecture in Political Language: Dr. David Motadel (Associate Professor für internationale Geschichte an der London School of Economics and Political Science): Globale Monarchie: Royale Begegnungen und die Weltordnung im imperialen Zeitalter. Mehr...

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Vertrauen und Konflikt in der europäischen Gesellschaft

Prof. Dr. Armin von Bogdandy (MPI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Goethe-Universität, ConTrust)
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"Eine neue Welt voll Wunder”: Demokratische Lebensformen in Zeiten der Revolution

Prof. Dr. Till van Rahden (Université de Montréal)
Ringvorlesung "Das Bauwerk der Demokratie. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Paulskirche als politisches Symbol"

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Climate Crimes - A Critique. Normative Orders Working Paper 01/2023. Mehr...