Was kann eine barocke Tapisserie über koloniale Ikonographie erzählen?

Eine tropische Menagerie in einer üppigen Landschaft umgibt fast unmerkliche menschliche Figuren und architektonische Strukturen in den acht Tableaus der Anciennes Indes, einer barocken Tapisserie aus der französischen Königlichen Manufaktur der Gobelins. In ihrem Vortrag „The Discreet Charm of the Old Indies. Kongo, Brazil, and Colonial Fantasy in a French Baroque Tapestry“ im Rahmen der Kantorowicz Lecture, am 21. Mai 2025 um 18.15 Uhr im Casino Gebäude, Raum Cas. 1.812 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt, untersucht Cécile Fromont die Quellen, Herkunft und Rezeption dieses erfolgreichen Bildprogramms vom 17. Jahrhundert bis heute. Sie beleuchtet dabei die lange vergessenen afrikanischen Ursprünge der Ikonographie und analysiert die koloniale Dimension, die in diesen verführerisch-exotischen Darstellungen eingebettet ist. Ihr Beitrag verknüpft den Entstehungskontext im frühneuzeitlichen atlantischen Raum mit aktuellen Debatten über die Präsentation solcher Werke als historisch und gesellschaftlich aufgeladene Objekte des europäischen Kulturerbes.
Cécile Fromont ist Professorin am Department of the History of Art and Architecture der Harvard University sowie Direktorin der Cooper Gallery am Hutchins Center. Sie ist Autorin mehrerer preisgekrönter Bücher, darunter The Art of Conversion: Christian Visual Culture in the Kingdom of Kongo (2014) und Images on a Mission in Early Modern Kongo and Angola (2022). Sie arbeitet weltweit mit Museen und Institutionen zusammen – zuletzt auf der Architekturbiennale Venedig 2023 – und bringt ihre Expertise in Medien wie Netflix, NPR, PBS, Arte, der New York Times und Le Monde ein.
Die Kantorowicz Lectrure 2025 ist eine Kooperation des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen und dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS). Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.
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