„The Record and the Narrative” – Neue Film- und Vortragsreihe mit Ra’anan Alexandrowicz

Ra’anan Alexandrowicz, geboren 1969 in Jerusalem, zählt zu den wichtigsten Dokumentarfilmautoren der Gegenwart. Seine Werke drehen sich um Fragen von Recht, Macht und Zeugenschaft in Israel und Palästina und erhielten vielfach internationale Auszeichnungen. Alexandrowicz arbeitet derzeit als Fellow an der Forschungsinitiative „ConTrust“ am Forschungszentrum „Normative Ordnugnen“ der Goethe-Universität an seinem neuen Projekt „1 Land 2 Cinemas“. Darin wird er in Kooperation mit Prof. Dr. Vinzenz Hediger die unterschiedlichen historischen Entwicklungen, Parallelen und Erzählungen des israelischen und des palästinensischen Kinos untersuchen.
Im Rahmen dieses Fellowships zeigt das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum DFF am 11. und 12. Februar drei seiner Filme, jeweils mit einer Einführung und anschließender Diskussion mit Expert:innen. Alexandrowicz‘ bekanntester Film „The Law in These Parts“ (2011) geht anhand des israelisch-palästinensischen Rechtssystems der Frage nach, ob ein demokratischer Staat eine militärische Besatzung aufrechterhalten kann, ohne seine demokratischen Werte im Kern zu unterminieren. Sein Dokumentarfilm „The Inner Tour“ (2001) begleitet eine Gruppe von Palästinensern auf einer dreitägigen Bustour durch den Staat Israel. Sein jüngster Film „The Viewing Booth“ (2019) über eine amerikanisch-jüdische Studentin, die Videos über das Alltagsleben in der Westbank schaut, handelt von den Grenzen der Macht des Dokumentarischen im Kampf gegen Desinformation.

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Fachkonferenz „Demokratischer Zusammenhalt“ diskutiert Herausforderungen für die Demokratie zwischen Forschung, Politik und Praxis 

In aktuellen politischen Diskussionen werden Diagnosen einer Krise der Demo­kratie häufig mit der Feststellung verknüpft, der gesellschaftliche Zusammen­halt sei gefährdet und müsse ge­stärkt werden. Die Antworten auf die Frage, welche Form des Zusammenhalts für eine Demokratie die beste ist, sind vielfältig und reichen von nationalistischen bis kosmopolitischen Perspektiven, die unterschiedliche Schwerpunkte auf kulturelle Gleichheit, gesellschaftliche Vielfalt oder soziale und ökonomische Gleichheit legen.
Am 11. und 12. Februar 2025 wird die Konferenz „Demokratischer Zusammenhalt“ sich diesen Fragen widmen. Organisiert wird sie vom PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung und dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität. Die Veranstaltung beginnt am 11. Februar mit einer Keynote von Prof. Dr. Jan-Werner Müller (Princeton University) in der Paulskirche. Es schließt ein prominent besetztes Podium an, auf dem der Hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Prof. Dr. Rainer Forst und Prof. Dr. Jan-Werner Müller Herausforderungen und Formen des demokratischen Zusammenhalts in Zeiten politischer Polarisierung diskutieren. Am 12. Februar folgt die Fachkonferenz an der Goethe-Universität, auf der ein „Markt der Möglichkeiten“ Einblicke in die Praxis der Demokratiearbeit in Hessen gibt .
Die Veranstaltung wird durch das Programm „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ gefördert, mit dem das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur unterschiedliche Formate der Demokratieforschung und -förderung unterstützt.

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Normative Orders verlässt Social-Media-Plattform „X“ und wechselt zu Bluesky

Mehr als sechzig deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen, darunter auch die Goethe-Universität Frankfurt, haben zu Beginn des Jahres 2025 gemeinsam ihre Aktivitäten auf der Social-Media-Plattform „X“ (ehemals Twitter) eingestellt. Das Forschungszentrum „Normative Orders“ schließt sich dieser Aktion an und wird zukünftig keine Posts mehr auf „X“ veröffentlichen. Sinnvolle Wissenschaftskommunikation benötigt ein Umfeld, in dem ein faktenbasierter, transparenter und demokratischer Diskurs geführt werden kann. Dies ist auf „X“ aktuell nicht mehr gegeben.

Der X-Account des Forschungszentrums bleibt somit im „eingefrorenen“ Zustand bestehen – es werden keine neuen Inhalte mehr veröffentlicht, alle vergangenen Posts sind jedoch weiterhin einsehbar. Zugleich ist das Forschungszentrum nun neu auf der Social-Media-Plattform Bluesky vertreten und wird dort weiterhin Veranstaltungsankündigungen und sonstige Meldungen posten. Auch auf Facebook und YouTube bleibt das Forschungszentrum „Normative Orders“ weiterhin aktiv.

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„Trust and Conflict: Taking stock and looking ahead“ – Finale Jahreskonferenz der Forschungsinitiative ConTrust am 23. und 24. Januar 2025

Am 23. und 24. Januar findet die finale Jahreskonfernz der Forschungsinitiative „ConTrust- Vertrauen im Konflikt“ unter dem Titel „Trust and Conflict: Taking stock and looking ahead“ statt. Im Zentrum der Konferenz werden u.a. die Themengebiete „Rechtfertigung von Vertrauen“, „Vermittlungen von Vertrauen“ und „Vertrauen in politischen Konflikten“ stehen, die in insgesamt drei Panels und einem Roundtable mit Wissenschaftler*innen der Forschungsinitiative und internationalen Gästen aus dem Wissenschaftlichen Beirat interdisziplinär dikutiert werden.

Die Veranstaltung findet im Gebäude „Normative Ordnungen“ auf dem Campus Westend statt. Interessierte sind herzlich eingeladen teilzunehmen. Um Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten.

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Volkssouveränität radikal gedacht

Ein Nachruf auf Prof. Dr. Ingeborg Maus (1937-2024)

Von Rainer Forst

Mit dem Tode von Ingeborg Maus, die am 14. Dezember im Alter von 87 Jahren verstarb, verlieren die Goethe-Universität und die Gemeinschaft der Forschenden eine der bedeutendsten politischen Theoretikerinnen unserer Zeit. Ihr Denken hat die Frankfurter und die nationale Politik- und Rechtswissenschaft auf eine besondere Weise nachhaltig geprägt – durch die radikalste Lesart des Prinzips der Volkssouveränität, die mit den Strukturen des modernen Staates vereinbar ist.

Ingeborg Maus, 1937 in Wiesbaden geboren, studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Frankfurt und Berlin. Die Promotion in Frankfurt 1971, von Carlo Schmid und Christian Graf von Krockow betreut, behandelte bereits ihr Lebensthema: die verfassungsgebende Gewalt aller Bürgerinnen und Bürger und wie sie in positives, demokratisches Recht umzusetzen wäre – im Unterschied zu Rechts- und Staatstheorien, die von Carl Schmitt bis in das Rechtsdenken der Gegenwart reichten. Die allgemeine Form des Rechts war für Maus streng zu bewahren, um die Freiheit und Gleichheit aller zu ermöglichen und gegen die Selbstautorisierung von Exekutiven und die juristische Überwölbung der Volkssouveränität zu verteidigen. Ihr Buch Bürgerliche Rechtstheorie und Faschismus von 1976 legte dies ebenso dar wie das spätere über Rechtstheorie und politische Theorie im Spätkapitalismus (1986).

Nach der Zeit als wissenschaftliche Assistentin und der Habilitation 1980 in Frankfurt lehrte sie an der Goethe-Universität sowie an verschiedenen Universitäten in Deutschland und Japan, bevor sie Mitglied in der von Jürgen Habermas mit Mitteln des Leibnizpreises gegründeten Arbeitsgruppe Rechtstheorie wurde. Dort konnte der Verfasser dieser Zeilen das Engagement erleben, mit der Ingeborg Maus an den Grundprinzipien des modernen demokratischen Verfassungsstaats festhielt. Besonders Rousseau und vor allem Kant lieferten die philosophischen Fundamente ihres Denkens, das elegant zwischen Ideengeschichte, Philosophie und aktueller Demokratie- und Rechtstheorie sich zu bewegen wusste. All dies floss in ihr Hauptwerk ein, Zur Aufklärung der Demokratietheorie, das 1992 erschien und als unerreichbar gelten darf in der Konsequenz, mit der sie Kants politische Philosophie radikaldemokratisch auslegt und den bestechenden Gedanken verfolgt, dass die demokratische Selbstgesetzgebung des Volkes der gleichen Strukturlogik strikter Universalisierung folgt wie der kategorische Imperativ in Kants Moralphilosophie. So wird praktische Vernunft zu einer politisch-rechtlichen, institutionellen Realität.

1992 wurde Ingeborg Maus auf die Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte in der Nachfolge Iring Fetschers berufen und entfaltete eine umfassende Lehrtätigkeit, die von der positiven Begeisterung für die Prinzipien recht verstandener Demokratie ebenso getragen war wie von der Kritik an den „Refeudalisierungen“ von Recht und Politik in entformalisierten sowie rechtlich überregulierten Herrschaftsordnungen.

Nach ihrer Emeritierung im Jahre 2003 publizierte sie eine Reihe wichtiger Werke, in denen sie ihre Konzeption der Volkssouveränität, der Menschenrechte und von Friedenspolitik sowie ihre Kritik an der Justiz als „gesellschaftliches Über-Ich“ ausführte. Diese Positionen runden das Bild einer umfassenden, von klaren Grundgedanken getragenen, stringent entfalteten politischen Theorie ab, die als Reinform der modernen Konzeption demokratischer Citoyenneté gelten darf.

Ingeborg Maus wird als ebenso großartige Theoretikerin wie auch als der wundervolle Mensch in Erinnerung bleiben, der sie war.

56. Römerberggespräche widmen sich am 7. Dezember dem Thema „Migration“

Das Thema „Migration“ scheint aktuell die öffentliche Debatte in Deutschland zu beherrschen. Im Fokus stehen dabei vor allem die Probleme, die durch Zuwanderung vorgeblich verursacht werden. Die Sorgen vor überforderten Kommunen, wachsender Kriminalität oder Terroranschlägen bestimmen die Migrationspolitik, während Bekenntnisse zur Willkommenskultur oder dem uneingeschränkten Recht auf Asyl nur noch selten zu hören sind.

Vor diesem Hintergrund versuchen die 56. Römerberggespräche unter dem Titel „Wie hältst Du’s mit der Migration – Einwanderung als nationale Schicksalsfrage?“, einen differenzierteren Blick auf Migration zu gewinnen. Am 7. Dezember 2024 geht es im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt um folgende Fragen: Was ist begründete Sorge, was medialer Hype, was politisch motivierte Panikmache? Was sagt die Kriminalstatistik? Was sind Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der politisch gestalteten Zuwanderung? Und was geschieht mit einer Gesellschaft, deren Problembewusstsein sich auf die Frage der Eindämmung unerwünschter Migration verengt?

Zu den Referent*innen zählen Ulrich Herbert, Gina Wollinger, Thomas Hestermann, Manuela Bojadžijev, Aladin El-Mafaalani, Gilda Sahebi, Thomas Biebricher vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ und Volker Heins. Die Veranstaltung ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

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Marie-Theres Piening, Julia Habermann und Tobias Singelnstein veröffentlichen Artikel zu Vertrauen in und Kontrolle von Polizei

In öffentlichen Debatten wird Forderungen nach einer intensiveren Kontrolle der Polizei regelmäßig entgegnet, dass die Bevölkerung ein hohes Vertrauen in die Polizei habe und solche Bestrebungen insofern entbehrlich seien. Vor diesem Hintergrund untersucht der Artikel „Polizei: Vertrauen ist gut, Kontrolle auch“ von Marie-Theres Piening, Julia Habermann und Tobias Singelnstein (ConTrust) Wahrnehmungen und Einstellungen in der Bevölkerung zu Problemen in der Polizei, zur Kontrolle der Polizei und zum Umgang mit Fehlverhalten sowie den Folgen für Legitimität und Vertrauen bezüglich der Polizei. Der Artikel wurde kürzlich in der Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform veröffentlicht.

Die empirischen Befunde der Studie zeigen, dass die Gesellschaft zu einem differenzierten Blick auf die Polizei fähig ist: Kontrolle und Vertrauen stellen aus Sicht der Befragten keinen Widerspruch dar. Obwohl das Vertrauen in die Institution hoch ist, werden Probleme in der Polizei wie Ungleichbehandlung, Rassismus und übermäßige Gewalt wahrgenommen. Die Befragten favorisieren einen transparenten und sensibleren Umgang mit Fehlverhalten sowie externe und unabhängige Police Accountability-Mechanismen, während interne polizeiliche Ermittlungen und die Bearbeitung von mutmaßlichem Fehlverhalten durch die Judikative skeptisch bewertet werden.

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Hendrik Simon erhält den 3. Jost-Delbrück-Preis 2024

Am 19. November 2024 wurde Dr. Hendrik Simon (Mitglied der Forschungsinitiative ConTrust) für sein Buch „A Century of Anarchy? War, Normativity, and the Birth of Modern International Order“ mit dem 3. Jost-Delbrück-Preis ausgezeichnet.

Das Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht (WSI) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verleiht den Jost-Delbrück-Preis alle zwei Jahre in Erinnerung an seinen langjährigen früheren Direktor. Der mit 1.000€ dotierte Nachwuchspreis zeichnet herausragende Dissertationen auf dem Gebiet des Friedenssicherungs- und Konfliktvölkerrechts aus, die an Universitäten oder Forschungseinrichtungen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz entstanden sind.

In seiner ausgezeichneten Dissertation setzt sich Hendrik Simon kritisch mit der weitverbreiteten Vorstellung auseinander, dass erst mit der Gründung des Völkerbundes, dem Kellogg-Briand-Pakt und der UN-Charta das „freie Recht auf Krieg“ (liberum ius ad bellum) im internationalen Völkerrecht schrittweise geächtet worden sei. Hendrik Simon hinterfragt dieses Fortschrittsnarrativ der Geschichte der internationalen Politik und verortet die Geburtsstunde des modernen völkerrechtlichen Kriegsverbots dementgegen bereits im frühen 19. Jahrhundert.

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Pavan Kumar Malreddy erhält Feodor Lynen-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung

Mit dem Feodor Lynen-Stipendium wird Wissenschaftler:innen verschiedener Fachgebiete ermöglicht, Forschungsprojekte im Ausland umzusetzen. Der zu englischsprachige Literatur- und Kulturwissenschaft forschende Malreddy wird im Rahmen des Programms auf Basis seines Forschungsvorhabens „The Right to Unbelong: The Ethics and Aesthetics of Contemporary Migrant Literary Cultures“ gefördert.

Er schlägt vor, Migration als eine normative human condition zu verstehen – im Gegensatz zu gegenwärtig populären Vorstellungen. Dazu sollen drei Stränge migrantischer Literatur seit der Jahrtausendwende untersucht werden: (1) die erzwungene Migration aus Post-Konflikt-Gesellschaften in den Westen, (2) die inneren Vertreibungen sowie die ökonomische Migration im und aus dem asiatischen Raum und (3) die aufkommenden Fiktionen über Klimamigration.

Pavan Kumar Malreddy ist Teil der Arbeitsgruppe Medien des Forschungsprojekts ConTrust und lehrt am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität.

Veranstaltungsreihe zu Recht(en) in der ökologischen Krise geht weiter

Recht ist ein zentraler Schauplatz für gesellschaftliche Auseinandersetzungen geworden. Vor allem bei den Themen rund um die Klimakrise tritt diese Feststellung deutlich zutage. In der Fortsetzung der öffentlichen Veranstaltungsreihe „Klima vor Gericht/Climate Contested. Interdisziplinäre Perspektiven auf Recht(e) in der ökologischen Krise“ in diesem Wintersemester werden erneut Forscher:innen aus verschiedenen Fachrichtungen Perspektiven auf das Verhältnis von Recht und Natur vorstellen und diskutieren.

In diesem Semester wird es in der Reihe unter anderem um den Umgang mit der Letzten Generation, vor allem der Einsatz von Präventivgewahrsam, sowie das Recht im Kontext des Anthropozäns gehen, wobei bei letzterem sowohl ein Selbsteigentum der Natur als auch Rechtsverfahren und Recht selbst in diesem vom Menschen bestimmten Zeitalter besprochen werden.

Die Vorlesungsreihe wird vom Forschungsprojekt „ConTrust“ veranstaltet und von Dr. Johan Horst, Marie-Theres Piening & Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Prof. Dr. Doris Schweitzer sowie Alina Wandelt organisiert.

Den Veranstaltungen kann sowohl vor Ort, am Campus Westend, als auch digital via Zoom beigewohnt werden.

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