Was die Frankfurter Schule zu aktuellen Fragen sagt. Neue Veranstaltungsreihe von Kultudezernat und Normative Orders

Gesellschaftliche Normen, zu Institutionen und Ordnungen geronnen, bilden das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte Frankfurter Schule vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im Sinne einer umfassenden „Kritischen Theorie“ ganzheitlich und (ideologie-)kritisch in den Blick zu nehmen – eine Herangehensweise, deren Bedeutung und internationale Wirkmacht bis heute ungebrochen sind. Doch was sagt die Frankfurter Schule, die Gesellschaftsanalysen stets mit Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen Lage der Gesellschaft? Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte Generation“ auf weltweite Krisen und Konflikte?
Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner sind das Institut für Sozialforschung und hr2-Kultur. Zum Auftakt der Reihe sprechen am 20. März um 18 Uhr Prof. Christoph Menke und Cord Riechelmann unter der Fragestellung „Was ist Befreiung?“ Im MMK Museum für moderne Kunst. Der Eintritt kostet 3 Euro.

„Vertrauen und Protest in der Demokratie“ – Veranstaltungsreihe im Rahmen der Frankfurter Bürger-Universität

Im Rahmen der Frankfurter Bürgeruniversität veranstalten das Forschungszentrum Normative Ordnungen und die Clusterinitiative ConTrust eine Podiumsdiskussion zum Thema Widerstand und Protest. Darüber hinaus finden Dialog-Spaziergänge in der Stadt statt, bei denen Fragen von Widerstand und Demokratie nachgegangen wird.
Während öffentlich artikulierter Protest in seiner begründeten Kritik für ein demokratisches System wichtig ist, kann Protest auch destruktiv sein und die Rechtsstaatlichkeit in Frage und auf die Probe stellen. Protest kann auf mangelndes Vertrauen in politische Institutionen hinweisen, aber auch in sich das Vertrauen in diese schmälern, wenn er beispielsweise gewaltsam unterdrückt wird. In der Podiumsdiskussion „Unsichtbarer Widerstand – Vertrauen und Protest in der Demokratie“ am 2. Februar 2023 soll das Verhältnis von Protest, Demokratie und Vertrauen näher ausgelotet werden.

Auf dem Podium sitzen dazu Dominik Herold (Mehr als wählen e. V. und Netzwerk Paulskirche), Dr. Daniel Mullis (Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung), Prof. Dr. Ferdinand Sutterlüty sowie Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann (beide Goethe-Universität). Die Diskussion wird von der Frankfurter Bürger-Universität gemeinsam mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen sowie der Clusterinitiative ConTrust veranstaltet.

Im Rahmen der Frankfurter Bürger-Universität finden zudem zwei Dialog-Spaziergänge in Kooperation mit Normative Orders und ConTrust statt. Diese widmen sich Protest und Widerstand im Kontext und Bild der Stadt Frankfurt.

Abschluss des aktuellen Zyklus der Reihe „DenkArt“ mit Prof. Dr. Juliane Rebentisch

Welche Rolle haben Kunst und Kultur in der Gesellschaft, insbesondere in Ausnahmesituationen? Das ist eine der Leitfragen des aktuellen, vierten Zyklus der Veranstaltungsreihe “DenkArt”. Am 30. Januar um 19.30 Uhr findet die Abschlussveranstaltung der Reihe mit Prof. Juliane Rebentisch statt, die unter dem Titel “Keine Gesellschaft ohne Kunst?” vorträgt.
Juliane Rebentisch ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. In ihrem Vortrag wird die Philosophin auf die Rolle von Kunst als Medium zur Selbstreflexion der Gesellschaft blicken und sich der Frage der Autonomie von Kunst und Kultur im Kontext des gesellschaftlichen Lebens widmen. Auch die Rolle der Öffentlichkeit und ästhetische Dimensionen der Kunst werden die Philosophin in ihrem Vortrag beschäftigen.
Wie für die partizipative Reihe üblich wird nach dem Vortrag in Diskussionen in Kleingruppen übergeleitet. Die dort gesammelten Fragen und Thesen werden hernach mit Prof. Rebentisch diskutiert. Die Moderation des Abends erfolgt durch Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, Haus am Dom.

Podiumsdiskussion „Demokratie in Aufruhr“ am 23. Januar 2023

Nach der Wahl des linksgerichteten Lula da Silva zum Präsidenten Brasiliens im letzten Herbst wurde vielerorts von einem Sieg der Demokratie gesprochen. Am 8. Januar 2023 verwüsteten dann tausende Anhänger des ehemaligen Amtsinhabers Jair Bolsonaro den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Diese Ausschreitungen in der Herzkammer der brasilianischen Demokratie fanden nur eine Woche nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten Lula da Silva statt und weckten beunruhigende Erinnerungen an den Sturm des US-Kapitols vor zwei Jahren durch Unterstützer des ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump.
Die Podiumsdiskussion „Demokratie in Aufruhr“ widmet sich am kommenden Montag, dem 23. Januar 2023, um 19 Uhr in der Historischen Villa Metzler daraus resultierenden Fragen wie „Was sind die Ursachen für die Aufruhren? Wie resilient und stabil zeigen sich die demokratischen Institutionen vor dem Hintergrund dieser Krisensymptome? Und wie kann die Demokratie geschützt werden?“

Zu Gast sind der brasilianische Politiker und Ökonom Prof. Eduardo Suplicy – seit mehr als 40 Jahren eine der prägendsten Figuren der brasilianischen Politik  – und Prof. Jonas Wolff, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung in Lateinamerika der Goethe-Universität Frankfurt, Assoziiertes Mitglied der Forschungsinitiative ConTrust am Forschungszentrum Normative Ordnungen und Mitglied des Peace Research Institute Frankfurt (PRIF). Moderieren wird Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt). Grußworte sprechen der Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen Prof. Rainer Forst und der Generalkonsul Brasiliens in Frankfurt am Main Alexandre José Vidal Porto. Initiiert wurde die Veranstaltung von Dr. Paula Macedo Weiss (Kulturproduzentin). Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.